„Bis dann am Schluss eine Art Monster entsteht“ Das große Tocotronic-Interview
Tocotronic sind nur noch zu dritt und sofort gerät die Welt komplett aus den Fugen. Bereits mit dem Titel der Vorläufer-Platte „Nie wieder Krieg“ bewies der haarige Indierock-Safe-Space eine prophetische Kraft. Nun postulieren Tocotronic „Golden Years“. Schöne Verheißung, oder? Dass aber auch das mit den goldenen Jahren nicht ganz so einfach werden dürfte, erfuhr Marc Wilde im Gespräch mit Jan, Dirk und Arne. Das ganz große Tocotronic-Interview auf kaput.
Record-Taste gedrückt, Aufnahme läuft … was uns auch direkt zu einem der neuen Songs führt: „Drück auf Record“, so lautet die Einstiegszeile von „Der Seher“. Als ich das neue Lied zum ersten Mal gehört habe, schossen mir Phrasen eines älteren Songs von euch („Aber hier leben, nein danke“) durch den Kopf: „Ich mag die Tiere, nachts im Wald“. Zufall oder seht ihr da auch Parallelen?
Dirk von Lowtzow: Ja, die rhythmische Struktur ist schon ähnlich.
Jan Müller: Stimmt. Und die Art, wie Text und Gesang vorgetragen werden. Auch der Bass. Ein starker Basslauf, muss ich jetzt mal ganz ohne Eigenlob sagen …
Dirk: Sehr starker Basslauf!
Jan: Ich glaube schon, dass der Bass bei beiden Stücken eine gewisse Dominanz hat.
Dirk: Und beide sind ganz bewusst mit viel Liebe und Zuneigung, als Hommage an Mark E. Smith geschrieben. Diese Setzung „Ich mag die Tiere“ oder eben auch „Drück auf Record“, das ist von der Betonung des Gesangs her typisch The Fall.
Jetzt sind wir bereits mitten im Album. Dabei hatte ich als Icebreaker noch eine Frage zur Hamburger Schule auf dem Zettel stehen …
Jan Müller: Icebreaker oder Icemaker? (Allgemeines Gelächter)
Ok, ich versuch’s mal: Die Hamburger Schule war ja zuletzt in aller Munde, das Buch „Der Text ist meine Party“ von Jonas Engelmann kam heraus, im Fernsehen lief die Doku von Natascha Geier, um die es dann eine große Aufregung gegeben hat. Alles gut protokolliert von Christian Ihle, so gut, dass Böhmermann und Schulz das Ganze als satirisches Hörspiel aufbereitet haben. Wie habt ihr die Diskussion verfolgt, gelassen aus der Distanz oder ist bei euch der Puls auch hochgegangen?
Jan: Erstmal habe ich mich gefreut, dass dieses Thema überhaupt noch einmal in den Fokus gerückt worden ist. Wenn man die bundesdeutsche Popmusikszene global betrachtet, ist die Hamburger Schule ja doch eher eine Marginalie. Und als ich dann diesen neuerlichen Diskurs mitbekommen habe, dachte ich mir, ist ja eigentlich genau so wie früher, plus der toxische Charakter der Sozialen Medien.
Arne Zank: Du hast gerade von Gelassenheit gesprochen, ich glaube das trifft es ganz gut. Einfach weil wir in der dankbaren Position sind, dass wir kontinuierlich am Machen waren und als Band ja auch immer noch weiter existieren. Deswegen konnten wir die Debatte auch ein bisschen ruhiger verfolgen als andere, die sich vielleicht mit Fug und Recht aufgeregt haben.
Von Hamburg nach Berlin: Auf eurem aktuellen Album gibt es ein Stück namens „Bye Bye Berlin“, nicht gerade eine Liebeserklärung an die Stadt, die euer Zuhause ist. Trägt sich von euch jemand mit Umzugsgedanken oder wie sieht aktuell der Wohlfühlfaktor Berlin in eurer Runde aus?
Dirk: Berlin war zuerst ein totaler Sehnsuchtsort für mich, dann wurde es so etwas wie mein Heimathafen und natürlich ist Berlin auch der Ort, wo wir als Band unseren Mittelpunkt haben. Lange Zeit hatte ich das Gefühl, die Stadt ist so eine Art räumliche Utopie, wo man sich als Künstler:in wahnsinnig wohl fühlen kann – der vielbeschworene Abenteuerspielplatz. Das hat sich schon gewandelt in den letzten fünf bis zehn Jahren; alles ist enger und abweisender geworden. Dass mehr und mehr öffentlicher Raum in privaten Raum umgewandelt wird, ist ja bekannt. Hinzukommen aktuelle Entwicklungen wie die Einsparungen des Kulturetats, also diese ganzen Kürzungsorgien. Und so kamen auch bei mir das erste Mal Gefühle auf, vielleicht doch noch einmal woanders hinzugehen. Und dass die überhaupt aufgetaucht sind, das hat schon ausgereicht, um das Lied zu schreiben.
Ähnlich wie „Nie wieder Krieg“ so ist auch der Titel vom aktuellen Album nach verschiedenen Richtungen hin ausdeutbar. „Golden Years“ kann sich auf die persönliche Ebene beziehen, auf das Alter der Band oder als Verweis auf eine gesellschaftliche Epoche gelesen werden. Welcher diese Bezüge steht für euch im Vordergrund?
Arne: Bei uns allen war es so, dass der Albumtitel auf eine sehr intuitive Art gepasst hat. Wir mussten das erst gar nicht analysieren, der Witz kam irgendwie sofort an. Und vielleicht hat das auch ein Stück weit damit zu tun, dass wir mit „Nie wieder Krieg“ ein bisschen tragisch überrascht worden sind. Das war auch auf eine gewisse Art ein Schock für uns, wie „gut“ der Titel letztlich in diese schreckliche Zeit gepasst hat.
Jan: Bei mir war es so, dass ich angefangen habe, „Golden Years“ als Titel so richtig gut zu finden, als die Idee mit der zackigen Schrift für das Cover aufkam. Die hat ja durchaus etwas Bedrohliches. Erst dann konnte ich das für mich richtig annehmen, einfach weil es dann auch ein bisschen über das Bowie-Zitat oder über die Selbstzitate wie L’Age d’Or und Hamburg Years, Berlin Years hinausgegangen ist. Das steckt da ja alles mit drin.
Dirk: Ich glaube, es ist einfach ein Titel mit größtmöglicher Offenheit. Man kann ihn wahlweise sentimental, sarkastisch oder auch lakonisch ausdeuten. Diese Deutungsoffenheit ist uns auch wahnsinnig wichtig, weil uns geschlossene Systeme nicht mehr so interessieren. Und dann gibt es natürlich das Titellied auf dem Album, das für mich im Schreibprozess eine sehr herausragende Rolle eingenommen hat. Es war eines dieser Lieder, die plötzlich von einer Sekunde auf die andere da sind. Ich habe mich da auch an so einen Kaurismäki-Film erinnert gefühlt: jemand, der auf Reisen ist und in seiner Zelle, im Zugabteil sitzt – das ist jetzt nicht allzu glamourös. Und dann siehst du plötzlich das Glück in ganz kleinen Dingen, in einem Sonnenstrahl zum Beispiel, der plötzlich ins Abteil fällt. Und das hat für mich so eine Lakonie, die ich sehr schön finde.
Hat auch Nostalgie eine Rolle gespielt, das Schwelgen in Erinnerungen?
Dirk: Nostalgie wäre uns jetzt zu offensichtlich gewesen bei einem Titel wie „Golden Years“. Und es ist eigentlich auch eher in die Zukunft gedacht, also das Gegenteil davon. Wenn man im English Dictionary nachschaut, was „Golden Years“ als Idiom bedeutet, dann wird klar, dass das eine Umschreibung für das Rentenalter ist.
Lasst uns über den Sound der Platte sprechen. Moses Schneider, euer Produzent, ist seit vielen Jahren ein treuer Wegbegleiter. Gibt es etwas, das ihr diesmal bewusst anders gemacht machen wolltet oder einen bestimmten Ansatz, den Moses verfolgt hat?
Arne: Wir sind diesmal tatsächlich anders als sonst vorgegangen, weil wir uns dazu entschieden haben, nicht gemeinsam im Studio aufzunehmen, also keine Live-Aufnahme zu machen.
Jan: Und es gab keine Proben, das sollte man vielleicht auch wissen.
Dirk: Genau, wir wussten also zunächst nicht, in welche Richtung die Lieder überhaupt gehen würden. Ich habe mit Moses zuerst die Songs aufgenommen, mit Gitarre und Gesang. Dann kam das Schlagzeug dazu, dann der Bass und schließlich die Gitarren von Rick. Und so hat sich das Bild immer weiter vervollständigt. Was Moses Schneiders großes Thema gewesen ist und was er wirklich meisterlich geschafft hat, ist diese Idee der Korrelation: dass tatsächlich der Eindruck erzeugt wird, als würde die Band zusammen im Raum stehen und ein ganz homogenes Bild entsteht.
Jan: Es gibt auch einen weiteren, ganz wichtigen Parameter, der sich verschoben hat. Seit dem Weißen Album haben wir mit Michael Ilbert als Mischer zusammengearbeitet, also noch länger als mit Moses. Und das hat sich diesmal geändert, das aktuelle Album hat Max Rieger, den man sonst als Mitglied von der Band Die Nerven kennt, abgemischt. Und dadurch hat sich auch etwas in der Ästhetik des Sounds geändert.
Arne: Als wir hinterher die ersten Sachen gehört haben und Max auch im Studio war, meinte er so, „die Illusion ist perfekt.“ Und das fand ich so lustig, dass man nach den Arbeiten an den einzelnen Teilen gar nicht mehr so daran denkt. Das ist wirklich wie so ein Zaubertrick, dass man eine Band erzeugt …
Dirk: … fast so wie ein Cadavre Exquis, diese surrealistische Maltechnik, wo jemand etwas zeichnet, dann wird das Blatt umgeklappt und jemand anderes macht weiter. Bis dann am Schluss so eine Art Monster entsteht.

Tocotronic 2025 (Foto: Noel Richter)
Ihr habt diesmal keinen Feature-Song auf dem Album, im Unterschied zum letzten. Aber es ist eine weitere weibliche Stimme zu hören, Stella Sommer. Wie ist es dazu gekommen?
Dirk: Stella ist jetzt schon ziemlich lange eine gute Freundin von uns. Seitdem sie mit Die Heiterkeit reüssiert ist, Anfang der Zehnerjahre, haben wir oft zusammengespielt. Und es hat sich einfach ergeben, dass sie zur gleichen Zeit im Studio war wie wir, um ihr neues Album „Schwarze Magie“ aufzunehmen, auch mit Moses Schneider. Und so haben wir sie gefragt, ob sie Lust hat, bei drei unserer Lieder Background-Vocals einzusingen. Wir sind sehr glücklich, dass sie ja gesagt hat, einfach weil ihre Stimme den Songs einen starken Charakter hinzufügt. Dadurch sind sie sehr diversifiziert, auf eine wunderbar schöne Art, finde ich.
Über den Text eurer ersten Single, „Denn sie wissen, was sie tun“, ist viel diskutiert worden. Ihr wendet euch hier klar gegen die zahlreicher werdenden gesellschaftlichen Kräfte, die immer gefährlicher werden. Dass ihr euch auf die Neue Rechte oder Parteien wie die AfD bezieht, liegt nahe. Und ihr ruft auch dazu auf, sich gegen diese Menschen zur Wehr zu setzen, aber – so heißt es dann im Text – „niemals mit Gewalt“. Stattdessen, und dieses Bild hat viele irritiert, solle man sie „auf ihre Münder küssen“. Warum habt ihr dieses Bild gewählt, dass darauf hinausläuft auf Terror und Gewalt mit einer Art Umarmung zu reagieren?
Dirk: Du hast den letzten Teil des Satzes nicht mitgenannt: „Wenn wir sie auf die Münder küssen, machen wir sie schneller kalt“. Wir verfolgen mit dem Stück also nicht die Idee einer neutestamentarischen Handreichung, sondern das „Auf-die-Münder-Küssen“ wird als Möglichkeit des Kaltmachens gewertet. Und drastischer geht es ja eigentlich kaum, das ist im Grunde eine Eliminierungsfantasie. Und die steht natürlich im Widerspruch zu der vorherigen Zeile „aber niemals mit Gewalt“. Wir glauben, dass gerade aus dieser Dialektik eine poetische Kraft oder vielleicht auch so etwas wie ein böser Witz entstehen kann. Mit seiner ganzen Harmonik, und der Art, wie das Stück intoniert ist, bedient es sich dieser typischen Formeln eines pathetischen Protestsongs. Wer aber heutzutage einen Protestsong machen möchte, ohne ins Selbstgerechte abzugleiten, braucht natürlich auch Stolperfallen. Und das sind genau diese inneren, unauflösbaren Widersprüche, in denen man gefangen ist, ob man sich in der Bekämpfung dieser Leute mit ihnen gemein machen möchte oder eben nicht.
Der Text erinnert an das Gedicht von Tucholsky „Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft“, das aber genau vom Gegenteil her gedacht war, als böse Satire.
Dirk: Ja, ich kenne das Gedicht und das hat auch bestimmt mitgeschwungen. Aber ich glaube, es ging tatsächlich eher darum, wie man eine Art Methode wählen kann, die jetzt nicht so der typischen Muskelpanzer-Rhetorik entspricht. Das wäre auch überhaupt nicht unser Stil. Und gleichzeitig soll das Stück eine gewisse lyrische Drastik verkörpern, weil wir das, glaube ich, alle sehr mögen. Und es ist natürlich ein Kunstwerk. Wie man jetzt die AfD in der realen Welt effektiv bekämpfen kann, das ist dann nochmal eine andere Frage.
Jan: Ich glaube, den Impuls für dieses Lied haben einfach die Umstände gegeben. Deswegen finde ich es auch gefährlich, das nur auf die AfD zu reduzieren. Wir sehen uns ja global betrachtet noch einmal ganz anderen Herausforderungen gegenübergestellt. Das Wichtige ist erst einmal, die Situation zu benennen, denn es passiert ja oft, dass argumentiert wird, es gäbe eine bestimmte Ursache, dass diese Kräfte so stark sind und man müsse nur daran etwas ändern und dann wäre alles befriedet. Das wäre ja auch wünschenswert, aber ich glaube, dass dieser Text klar gegen diese Annahme spricht. Aber es bleibt natürlich die große Frage: Wie stellt man sich dem entgegen?
Mit den ersten beiden Songs auf der Platte wird ein sehr weiter musikalischer Bogen gespannt: Ihr steigt zunächst sehr sanft und ruhig ein und dann folgt ein rockiges Stück, das ein beschwingtes Element reinbringt. Textlich dagegen scheinen „Der Tod ist nur ein Traum“ und „Bleib am Leben“ miteinander zu sprechen. Wie würdet ihr die Verbindung beider Stücke beschreiben?
Die sind sicherlich miteinander verwandt, als Zwillinge. Und dann gibt es diese minimalen Verrückungen – „minimal verrückt“ heißt es in „Bleib am Leben“ –, die von einem Lied zum anderen führen können. Das ganze Album ist auch mehr oder weniger dialogisch aufgebaut. In mancher Hinsicht so, dass auf Dinge referiert wird, die wir früher schon gemacht haben. Oder in Bezug auf verschiedene Musikstile, die wir teilweise noch nicht so beackert haben. Dub-Rock zum Beispiel bei „Niedrig“ oder so eine Art Country wie bei „Golden Years“. Bei „Der Tod ist nur ein Traum“ ist es vielleicht so, dass wir hier weiter als jemals zuvor in Richtung „Great American Songbook“ gegangen sind. Das ist ein richtig durchkomponierter, klassischer Folk-Song, den es eigentlich immer schon hätte geben können. Und der auch genau deshalb mit diesen universellen Themen wie Leben und Tod aufwartet.
Die zweite Paarung schließt sich mit „Golden Years“ und „Ein Rockstar stirbt zum zweiten Mal“ an. Mir ist aber erst mit der Presseinfo klar geworden, dass ihr mit „Golden Years“ David Bowie zitiert. Meine ersten Assoziationen gingen in eine andere Richtung. Lange musste ich auch über das „zweite Mal“ nachdenken, weil ich mir da erst keinen richtigen Reim drauf machen könnte.
Jan: Nicht nur du. (Alle lachen)
Was abgesehen von der Bowie-Referenz außerdem mitschwingt, ist das Thema „Älterwerden“. Und dass man sich ein Motto wie „Man lebt nur einmal“ wohl nur in jungen Jahren nur leisten kann. Wie steht ihr denn selbst zu dem Thema, persönlich oder als Band. Ist das Alter ein Motiv, das sich auch noch an anderen Stellen des Albums niederschlägt?
Dirk: Alle unsere Alben, von Beginn an bis jetzt, sind immer auch als Statusmeldungen zu verstehen. Wie geht es uns gerade? Wo befinden wir uns gegenwärtig in unserem Lebensabschnitt? Gerade wenn man die ersten Alben betrachtet, dann beziehen sie sich aufeinander und geben eine Antwort auf die Frage, was in der Zwischenzeit passiert ist. Und jetzt lässt sich natürlich nicht leugnen, dass es uns dreißig Jahre gibt und wir selbst mittlerweile eben auch ein gewisses Alter haben.
Arne: Die einen können vielleicht ihr Alter besser verschleiern. Aber bei uns steht das ja alles im Wikipedia-Artikel drin. Was sollen wir machen?
Gerade als Rockstar würde man sich das vermutlich lieber anders wünschen …
Dirk: Also ich empfinde das Älterwerden für mich persönlich, als Songwriter, überhaupt nicht als Problem. Aber man muss es halt mit verhandeln: wie wir bekannt geworden sind, sozusagen von null auf eins. Von einer Band, die eigentlich zunächst nur im Proberaum existiert hat, hin zu einer Band, die öffentlich geworden ist und breit rezipiert wurde. Und wie man dann gespiegelt wird von den Leuten, die einen hören. Das waren alles Erfahrungen, die wir in unseren Alben verarbeitet haben. Viele Künstler:innen, die ich sehr bewundere, haben das auch getan, David Bowie oder Leonard Cohen zum Beispiel.
Kommen wir zum letzten Song: „Jeden Tag einen neuen Song schreiben“. Ich gehe nicht davon aus, Dirk, dass sich das in deiner Realität exakt so widerspiegelt. Aber vermutlich gibt es solche Phasen als Songschreiber tatsächlich, in denen man einfach extrem produktiv ist und jeden Tag was raushaut. Wie ist das bei dir?
Dirk: Wenn man so ein Album schreibt, das stelle ich zumindest an mir so fest, dann befindet man sich schon in einer manischen Phase. Das kann auch durchaus so ein Jahr oder auch mal ein bisschen länger anhalten. Und dann ist es tatsächlich häufiger der Fall, dass man abends mit dem Songmaterial und einem echt quälenden Ohrwurm ins Bett geht und am nächsten Morgen steht man auf und setzt sich dann mit dem ersten Kaffee wieder gleich an die Gitarre oder an den Schreibtisch und schreibt weiter. Das Lied ist auch eine Hommage an Jeff Tweedy von Wilco, der ja dieses Buch übers Songschreiben veröffentlicht hat, wo er sagt, man müsse als Songwriter jeden Tag einen Song schreiben. Und das hat mich dann daran erinnert, dass es auch bei mir diese manischen Zustände gibt, die aber immer auch abgelöst werden von ganz anderen Phasen, wie jetzt zum Beispiel, wo ich nie auf die Idee kommen würde, die Gitarre zu nehmen und ein Stück zu schreiben.
Interview: Marc Wilde