Record of the Week Spezial Friday

Dans Dans “6”

Dans Dans (Photo: Alex Schuurbiers)

 

Tocotronic haben ihren Song „Jackpot“ live einmal als „Jazzrock“ angesagt. Ein guter und irgendwie auch passender Wortwitz. Denn diese Stilrichtung existiert ja wirklich. Ein aktuelles Beispiel: Das belgische Trio Dans Dans präsentiert auf seinem neuen Studioalbum „6“ eine spannende Melange aus Jazz, Rock, Blues und Garage.

Dans Dans ist eine Band aus Antwerpen. Schon seit zehn Jahren machen Bert Dockx, Frederic Lyenn Jacques und Steven Cassiers zusammen Musik. Die Gruppe hat sich in Belgien bereits etabliert und ist schon länger beim Indie-Label Unday Records untergebracht. 2021 spielten Dans Dans beim legendären Festival „Jazz Middelheim“ in ihrer Heimatstadt. Dann machte die Pandemie den Live-Plänen der Band einen Strich durch die Rechnung. Das Trio buchte schnell und spontan ein Studio in Gent, um dort eine neue EP aufzunehmen. Das war ursprünglich der Plan. In nur zwei Tagen entstand dort dann aber „6“, das sechste Album von Dans Dans mit – man ahnt es – sechs Stücken. Es lief gut und anfängliche Zweifel von Gitarrist Bert Dockx waren Geschichte.

Ein Schnelldurchlauf: Den Anfang macht „Wolk“, ein grooviges und dabei angenehm verträumtes Stück, das sich heranpirscht und im letzten Drittel unter Beweis stellt, wie gut das Trio miteinander jammen kann. Auch der zweite Titel beginnt ruhig, aber dann zieht es „Droom“ in Garage und Postrock. Das dritte Stück „Coyote“ gibt sich noch eklektischer und pendelt zwischen Jazz-, Blues- und Punk-Gefilden. Dass das so gut gelingt, liegt hier auch am schnellen und warmen Bassspiel von Frederic Lyenn Jacques. Das vierte Stück heißt „Palm“ und setzt auf besinnliche Percussion sowie gedämpfte Drums. Erst später wartet es mit kratzigen Gitarrensoli von Dockx auf. Das vorletzte Stück „Cascade“ dauert fast zehn Minuten und ist eine bisweilen temporeiche und etwas sperrige Sound-Odyssee mit sphärischem Outro geworden. Drummer Steven Cassiers hat in einem Statement gesagt, dass „6“ für die Band eine Art Punk-Album sein könnte, weil man weniger als sonst alles überdacht habe und es organischer klänge als das letzte Album. Stimmt wohl. Auch das Finale „Schaduw“ lässt sich Zeit, wechselt Stimmung und Rhythmus: In der zweiten Hälfte gibt es Raum für eine Sirenengitarre und ein improvisiertes Drum-Solo. Das klingt ziemlich spacig und opulent – dabei kommen Dans Dans ganz ohne Bläser aus.

Dans Dans (Photo: Alex Schuurbiers)

Nach 36 Minuten ist dann Schluss. Wie beim Zauberberg kann man gar nicht genau sagen, ob die Zeit nun schnell oder eher langsam vergeht. Beim Hören dieser Musik vergisst man sie oft. Eingelullt wird man aber nie, denn die Kompositionen sind ereignis- und detailreich. Soviel steht fest: „6“ ist ein spannendes Instrumental-Album, das von rauer Klangästhetik profitiert. Die Band nahm bewusst mit wenig Equipement auf, nur ein Synthesizer kam neben den drei Kern-Instrumenten zum Einsatz. Ob „6“ zu den besten Platten des Trios gehört, lässt sich noch nicht sagen (die letzten wirken etwas subtiler und leiser). Das neue Album ist jedenfalls ein sehr toller Einstieg in die Diskographie von Dans Dans, die Lust auf einen Spontan-Trip in das Jazz-Paradies Antwerpen macht.
Tschüss!

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