Ein Festival der Liebe & Moshpits – 2024 mit Christina Mohr
2024 wird leider als das Jahr in die Kaput-Geschichte eingehen, in der die Verhältnisse im Bundesdeutschen Kultur(Haushalts)betrieb dazu geführt haben, dass wir wirklich niemanden mehr den 2014 seismographisch feinfüllig und von DIY-Kultur geschult gewählten Magazinuntertitel “Insolvenz & Pop” erklären mussten. Standen damals zunächst primär Lebenserwartung und Altersvorsorge auf der Agenda (siehe unsere Interviews mit Gudrun Gut & Hans-Joachim Irmler) sowie Frank Spilker), also die “Längsfolgen” von einem Leben mit (Pop)musik, geht es nun explizit um das Überleben im Kulturalltag.
Umso mehr danken wir auch 2024 unseren Autorinnen und Fotograph:innen für die Mitarbeit am Kaput-Experiment. Und freuen uns, dass sie wie jedes Jahr Ihre Highlights mit uns und Euch teilen. ❤️
Zehn Bücher, Alben, Songs und Veranstaltungen, die mein 2024 schön und/oder interessant gemacht haben (muss ich extra erwähnen, dass auch 2024 wieder ziemlich schwierig und anstrengend war? Mittlerweile schließe ich mich der gefühlten Internetwahrheit an, dass seit David Bowies Tod im Jahr 2016 alles den Bach runtergeht). Ohne Reihenfolge:
Kim Deals Soloalbum „Nobody Loves You More“:
Wie schön, wenn man etwas überhaupt nicht erwartet hat und es dann so gut wird. Ich werde jetzt keine Killerbegriffe wie Meisterinnen- oder Spätwerk in den Ring werfen, sondern mich einfach weiter über diese Platte freuen.
Neneh Cherrys Autobiographie „A Thousand Threads”:
Darauf habe ich tatsächlich gewartet und wurde bzw. werde nicht enttäuscht. Bin noch nicht durch mit Cherrys wundervoll erzählter Autobio, die mich noch bis ins neue Jahr begleiten wird.
Endlich Annette Benjamin kennengelernt:
Anfang April durfte ich beim Berliner Filmfestival „Achtung Berlin“ Christine Franz‘ sehr gute arte-Doku „Punk Girls“ anmoderieren. Bei beiden Screenings mit dabei: Annette Benjamin, die in echt noch cooler und toller ist als im Film. A punk dream came true!
Konzert Travis Scott, Waldstadion Frankfurt, 26.07. // Konzert Ken Carson, Stadthalle Offenbach, 24.09.
Wer Jugendliche zuhause hat, kommt zwangsläufig mit TRAP oder RAGE TRAP in Berührung. Musikalisch nicht meine Tasse Tee; die von mir als Betreuerin Minderjähriger besuchten Konzerte werde ich allerdings nie vergessen: Unglaubliche Energie! Feuer! Moshpits! All-Black-Opium-Style! Was für uns Alte früher Punk oder Hardcore war, ist heute Rage Trap.
Mrs. Pepstein 25/50, 16.11.:
Im November feierte die Leipziger Radiolegende Katja Röckel aka Mrs. Pepstein einen runden Geburtstag und das 25-jährige Bestehen ihrer Sendung „Mrs. Pepsteins Welt“. Im Werk II fand ein vergleichsloses Festival der Liebe, des FLINTA*-Empowerments und Musik statt – mit Bernadette Hengst, Finna & Saskia Lavaux, Lena Stöhrfaktor, Kapatult, Linus Volkmann & Arne Linde, Jens Friebe, Myriam Brüger et moi.
Konzert Roisin Murphy im Zoom Frankfurt, 09.03.
Houseparty-Atmosphäre, skurrile Kostüme, ein beseeltes, diverses Publikum – und eine wahre Queen auf der Bühne. Überwältigend gut.
Lesung „Kommst du mit in den Alltag?“, 08.06., Hairdresser On Fire, Köln-Nippes
Die Buchvorstellung von André Jegodkas „Kommst du mit in den Alltag?“ geriet zum freundlichen Indie-Happening mit Klee und Die Zärtlichkeit im schönsten Friseursalon Kölns. Oder der Welt.
Chappell Roan, Good Luck Babe
Endlich mal wieder ein richtiger, großer Hit zum Mitsingen ohne Rücksicht auf Verluste. Wartet nur auf den nächsten Karaoke-Abend!
Ausstellung „Casablanca Art School“, Schirn Frankfurt
Die Erkenntnis, dass auch außerhalb von Europa und USA spektakuläre Pop Art entstand. Große Entdeckungen.
The Breeders live in Köln, 03.07.
Schon wieder Köln, schon wieder Kim Deal: Band in Bestlaune und -form, Freudentränen beim Publikum. Dafür fährt man gern vier Stunden Auto (ok, hin UND zurück).