New Fall Festival 2025 feat. Wet Leg, Perfume Genius, La Luz …

Wet Leg (Photo: Reiner Pfisterer)
IN DIESEM JAHR FAND DAS NEW FALL FESTIVAL VOM 29. OKTOBER BIS ZUM 02. NOVEMBER STATT – NATÜRLICH WIEDER IM SCHÖNEN DÜSSELDORF UND DORT AN GANZ BESONDEREN ORTEN (WIE DEM ROBERT-SCHUMANN-SAAL ODER DEM DÜSSELDORFER SCHAUSPIELHAUS). AUCH 2025HABEN ES DIE KURATOR:INNEN DES FESTIVALS GESCHAFFT, GROSSARTIGE MUSIKACTS AN JENEN ORTEN AUFTRETEN ZU LASSEN, DIE MAN ALS REGELMÄSSIGE*R (POP-)KONZERTGÄNGER:IN VIELLEICHT EHER SELTENER AUFSUCHT. DADURCH ENTSTANDEN ULTRAMAGISCHE SHOWS DER UNTERSCHIEDLICHSTEN ART. DIE FOLGENDEN PERFORMANCES SIND UNS BEIM DIESJÄHRIG NEW FALL FESTIVAL AM STÄRKSTEN IN ERINNERUNG GEBLIEBEN!
.
Texte: Marisa Eul Berna & Lennart Brauwers / Photos: Reiner Pfisterer
Róisín Murphy (30. Oktober, 19:30 Uhr, Rheinterrasse – Radschläger Saal)
Das Festival startete am Donnerstagabend direkt mit einem Highlight: Róisín Murphy trat im ausverkauften großen Saal der Rheinterassen auf. Schillernde Kleider, lange Seidenhandschuhe und Zylinder ließen die Sängerin im Scheinwerferlicht wie eine Grande Madame des Disco House schillern. Ihr Auftritt: elegant, stark und voller Groove.
Neben altbekannten Hits wie „Sing It Back“ (1999), aus ihrer Zeit als Teil des Duos Moloko, oder „Overpowered“ (2007), performte die Sängerin auch neuere Songs wie „Incapable“ (2020) und „CooCool“ (2023). Begleitet wurde Murphy von einer Liveband, wodurch eine coole Mischung aus Club und Konzertfeeling entstand.
(Marisa Eul Bernal)
La Luz (30. Oktober, 21:00 Uhr, NRW Forum)
Nachdem sich bei Róisín Murphy warm getanzt wurde, ging es direkt mit psychedelischen Gitarrensounds und aufblasbaren Aliens im Pong (NRW-Forum) weiter. Die Indie Rock Band La Luz aus Los Angeles erfüllten den hohen Raum, der normalerweise das Foyer und Café des NRW-Forms ist, mit ihren mehrstimmigen Gesängen, wilden Riffs und treibenden Drums. Ein ungewöhnlicher Ort für ein Konzert, denn durch die runde Form des Raumes drängten sich die Menschen von verschiedenen Seiten um die Musikerinnen herum. Zudem gab es keine Bühne, was dafür sorgte, dass sich die Band auf Augenhöhe mit dem Publikum befand – sehr intim also. Trotz der cozy Atmosphäre ließen es sich La Luz aber nicht nehmen, abzurocken und die großen Gesten von Festival-Gigs auszupacken; wie zum Beispiel einen aufblasbaren Alien in die Menge zu werfen.
(Marisa Eul Bernal)

Wet Leg (31. Oktober, 19:00 Uhr, Rheinterrasse – Radschläger Saal)
Am nächsten Tag – also an Halloween – traten dann Wet Leg auf, liefen zur passenden Gruselmusik auf die Stage und bewiesen, was für eine großartige Liveband sie sind. Auf der Bühne funktionieren die Songs der britischen Indie-Band noch besser als auf Platte; es scheint, als wäre ihre Musik für den Live-Kontext gemacht worden. Als Frontfrau ist Rhian Teasdale zu einer wirklichen Erscheinung geworden und ist noch stärker in das Zentrum dieser Band gerückt. Lange dachte ich, Wet Leg würden ein One-Album-Wonder bleiben – immer wieder hört man Vergleiche zu Gruppen wie Franz Ferdinand –, doch die Songs ihrer zweiten Albums „moisturizer“ kamen genauso stark rüber wie jene vom Debütalbum, die sich bereits wie Klassiker anfühlen; vor allem „Pillow Talk“ ist als wuchtiges Live-Highlight zu nennen. Für manche Gäste schien der Raumsound nicht gut gewesen zu sein, wie ich im Anschluss an das Konzert hörte, doch das ist mir tatsächlich nicht aufgefallen. Ich hab mich währenddessen darüber gefreut, dass Rock-Boomer und TikTok-Kids hier zusammenkamen und eine wundervolle Zeit hatten.
Digitale Räume für Demokratie – Republica-Talk mit Josephine B. Schmitt, Martin Andree, Eda Öztürk, Markus Beckedahl, Nathanael Liminski, Nora Hespers (01. November, 13:35 Uhr, R-Forum)
Ein wichtiges und augenöffnendes Gespräch über Fragen, die man sich viel zu selten stellt: Ist etwas wie Social Media, wo gezielt die Realität verzerrt werden kann, nicht zu einem gewissen Grad verfassungsfeindlich? Inwiefern ist etwas, das von Algorithmen gesteuert wird und radikales Verhalten belohnt, überhaupt noch demokratisch und für das Verschwinden einer gesunden Mitte (mit)verantwortlich? Haben die Politik, die Creator und die Nutzer*innen nicht auch eine gewisse Verantwortung, was das Regulieren des Ganzen angeht? Die Debatte um solche Fragen ist immer noch zu leise, schließlich sind die meisten von uns bereits in einem digitalen Knast gefangen. Den ganzen Spaß einfach zu verbieten, wäre unterkomplex, wie Nathanael Liminski richtig gesagt hat, doch man muss das Ganze hundertprozentig regulieren. Uns wird auf Social-Media-Plattformen keine Stimme gegeben, erklärte Wissenschaftlicher Martin Andree, sondern man nimmt sie uns weg. Wo bleibt der lautstarke Protest?

re:publica-Talk
Wer wird Social Medionär? – Das große Internetquiz mit Gavin Karlmeier (01. November, 17:15 Uhr, K-Forum)
Das ist im Anschluss an den vorherigen Punkt vielleicht etwas widersprüchlich, aber was soll’s: Mit diesem Internetquiz hat Social-Media-Typ Gavin Karlmeier für ein wahres Highlight gesorgt. Er hat das wundervoll moderiert, stets das ganze Publikum einbezogen, uns durch alte Memes zu lachen gebracht und gleichzeitig auch für lehrreiche Momente gesorgt. Sich nicht zu ernst nehmen und trotzdem abzuliefern, das ist eine hohe Kunst. Spannend war außerdem zu sehen, das letztendlich ein großer Unterschied besteht zwischen denen, die vielleicht im Internet sind, und denen, die sich damit auskennen. Letztendlich fiel auf, dass das Internet für verschiedene Generationen auch verschiedene Dinge bedeutet. (Und: Marisa hätte fast gewonnen!)

Perfume Genius (01. November, 21:30 Uhr, Robert-Schumann-Saal)
Ich sag’s direkt: Das war eines der besten Konzerte, die ich dieses Jahr gesehen hab. Perfume Genius ist ein unglaublicher Sänger, sah extrem cool aus, bewegte sich als Performer zwischen schwereloser Performance-Art und einer Art Contemporary Dance, schien für uns zu modeln und wurde gleichzeitig von einer imposanten Band begleitet, die ihresgleichen sucht; vor allem der Drummer war überragend, doch jede einzelne Person kam ultratalentiert rüber. Der neue Vibe, den seine Konzerte seit der Veröffentlichung seines Meisterwerks „Glory“ haben, ist geradezu selbstzerstörerisch, auch wenn das mit Blick auf die Positivität seiner Kunst das falsche Wort sein könnte. Vielleicht eher: Extrem körperlich sind seine Shows, wenn er sich in Kabel einwickelt, auf Stühlen balanciert und immer wieder auf den Boden fällt. Beim Zuschauen hatte man geradezu Angst um ihn, weshalb die Show so aufregend war. Die Musik kribbelte zwischendurch in meinem gesamten Körper, trotz ihrer Perfektion hat sie etwas angenehm Lebendiges, Spontanes, Kaputtes (!). Während des Konzerts dachte ich immer wieder: Kaum jemand ist heutzutage so krass wie Perfume Genius – sowohl auf Platte als auch auf der Bühne. 10/10.
Hier mein Artikel zum neuen Album „Glory“.
Betterov am Klavier (02. November, 15:00 Uhr, Düsseldorfer Schauspielhaus)
Zum Abschluss muss definitiv noch das tolle Unplugged-Konzert des jungen NNDW-Künstlers Betterov erwähnt werden – nicht nur, weil das Düsseldorfer Schauspielhaus genau der richtige Ort dafür war, sondern weil die runtergebrochene Band aus Klavier, Saxophon und Kontrabass hervorragend funktioniert hat. Klar, die Texte von Betterov sind vielleicht etwas zu – sagen wir – ‚literal‘ und nicht immer so tiefgehend, wie sie gerne wären, doch die Begeisterung innerhalb des Publikums war definitiv spürbar. Am Ende gab’s sogar eine standing ovation – und das soll was heißen!
- Betterov
- Betterov
- Neunundneunzi
- Ätna
- Yann Tiersen
- Yann Tiersen
- Paulinko
- Paul Wetz
- Nils Keppel
- Luvre47
- Klangphonics
- Fuffifufzich

































