Geschichten bei den anderen: 2024 auf Achse
2024 – Das Jahr in Insolvenz & Pop II
Früher, also in jenen Tagen, wo ein Job reichte, um Miete und Entertainment zu tragen, war der Dezember ein angenehm runter gekochter Monat, in dem man sich happy treiben lassen konnte und primär im Dunkeln lebte. Seit einigen Jahren ist er aber noch hektischer als es Januar bis November bereits sind – und wenn mein Instinkt stimmt, wird sich das auch nicht mehr ändern in den kommenden Jahren.
Teil II meines Jahresrückblicks, diesmal mit Schwerpunkt auf Texte, Videos und was ich sonst noch alles abliefert habe, damit „der Arsch in Bewegung bleibt und die Knete stimmt“ (nach Adolf Noise aka DJ Koze und Gunter Gabriel). In 2024 führte das zu 141 Reisetagen – und das ohne Berücksichtigung von Tagestrip an die Unis nach Bochum, Düsseldorf und Paderborn, selbst für einen Travel Lover wie mich an der Grenze zur Selbsteinweisung.
Und deswegen nenne ich mich jetzt: Der Journalistenlebenbeender “Thomas Wanker“
Spässle. Natürlich habe ich mir den Namen nicht selbst gegeben, sondern orinchmusic, der bei mir an der Folkwang Universität der Künste studiert und als „Scheinleistung“ einen Diss-Track (in meinem Auftrag nach ausführlichen Diskurs des Drake versus Kendrick Lamar Spektakels) abgeliefert hat.
Das Unterrichten will ich nicht missen, auch wenn die Uni-Verwaltungen es den Studierenden und auch uns Lehrenden nicht immer leicht machen.
Und damit zu den Interviews des Jahres 2024
Allen voran seien die beiden Recherche Trips nach New York und Istanbul genannt. In NY traf ich unter anderen Lamin Fofana, No Land & Luke Stewart, und Shahzad Ismali. In Istanbul Melike Şahin, Anadol & Marie Klock und Ece Ozel.
Lamin Fofana
Ece Özel
Wer Kaput intensiv verfolgt, der weiß, dass wir eng mit einigen der wichtigsten kulturellen Institutionen in Deutschland zusammen arbeiten – allen voran HAU — Hebbel am Ufer, Berlin und Akademie der Künste der Welt, Köln. Aus diesen Kollaborationen sind auch in 2024 wieder einige Interviews und Berichte hervor gegangen, diese beiden Gespräche hier möchte ich nochmals besonders ans Herz legen:
WEN HUI
Isaac Zavale
„Sungazing” w/ LABOUR
Performances, 5./6.1.2024, EMΣΤ | National Museum of Contemporary Art, Athens
2024 ging gleich sehr gut los mit einer Reise nach Athen, wo Farahnaz Hatam und Colin Hacklander ihr Stück „Sungazing“ wieder aufführten (nachdem es 2022 beim Atonal in Berlin uraufgeführt wurde und es ein Jahr später im HAU eine Wiederaufführung gab).
Eigentlich vor Ort in Athen in meiner Rolle als Manager durfte ich kurzfristig sogar auch als Percussionist einspringen – und sorgte natürlich für den einzigen Fehler während den ansonsten super tighten drei Performances vor insgesamt über 4.000 Besucher:innen.
EM GUIDE
https://emgui.de/
Seit 2024 neu in meinem Arbeitsportfolio – und schon jetzt nicht mehr wegzudenken: EM GUIDE – ein Zusammenschluss von sechs europäischen Kulturmagazinen (3/4, Easterndaze, MMN Mag, On Cologne, Struma + Iodine und eben Kaput – Magazin für Insolvenz & Pop). Die Idee ist, dass wir alle gegenseitig unsere Beiträge teilen und so die Inhalte über die Ländergrenzen verbreiten. Und es funktioniert, ich habe selbst selten so viel gute neue Musik aus Ungarn, Österreich, Slowenien und auch Köln entdeckt.
„Cabinet of Kaput“
Kunst-Reihe auf www.kaput-mag.com / Ausstellung bei KM, Berlin & Ausstellung mauer, Köln
Seit nunmehr acht Jahren kuratiert Sarah Szczesny (zusammen mit Sabine Schiffer) die „Cabinet of Kaput“-Reihe auf kaput, für die Künstler:innen exklusive Arbeiten im Formt 180×18 produzieren. Nach einer ersten Ausstellung in Holland im Pandemie-Herbst 2021 gab es in diesem Jahr gleich zwei weitere Ausstellungen, zunächst bei KM in Berlin und dann im Juli in der wunderbaren mauer in Köln – beides Mal mit einer Performance von Phillip Joy Reinhardt.
Next up hoffentlich Istanbul und Tokyo.
Hasan Poppu
Performance im Salon des Amateurs, 10.2.2024
Ein Doppelbooking im Salon des Amateurs im Sommer 2023 sorgte dafür, dass der eigentlich damals bereits angedachte Auftritt von Hasan Poppu, meinem Performance-Kunst-Musik-Projekt mit Jens-Uwe Beyer (repräsentiert von der Galerie JUBG) just auf Weiberfastnacht 2024 verlegt wurde. Nicht nur dank just zur Auftrittsmitte peakender E eine wunderschöne Erfahrung – zumindest für mich.
„Kalkül der Form“ w/ Phillip Sollmann & Max Eilbacher
Performances beim CTM Festival in Berlin & im NAK Neuer Aachener Kunstverein & St. Gertrude Kirche, Köln
Die Weltpremiere von „Kalkül der Form“ im Berghain war bestimmt nicht nur für mich eine die Sinne manipulierende immersive Klangerfahrung der verwirrenden Art. Für einen kurzen Moment folgte ich sogar im Geiste Timothy (ohne LSD wohlgemerkt): „Turn on, tune in, drop out“. Einen Monat später präsentierten Max und Phillip im NAK Neuer Aachener Kunstverein dann zwei Komposition als Durational-Installation. Wobei mir persönlich die Performance im Rahmen von Brutalism in der brutal schönen Kölner. St. Gertrude Kirche am besten gefallen hat
Chart – Notes to consider
Die vierte Ausgabe von Chart – Notes to consider haben Andre Boße, Marc Andre, Anna Möller, Johann Scherer, Aida Baghernejad und ich dem Thema „Light“ gewidmet. Wer beim Opening des Rough Trade Stores in Berlin dabei war, konnte vielleicht schon eine Ausgabe ergattern, alle anderen müssen noch warten bis der Webshop bei Clouds Hill wieder eröffnet, wobei das schon bald soweit sein sollte. Und Ideen für eine fünfte Ausgabe gibt es ebenfalls bereits viele – schließlich steht ja auch 20 Jahre Clouds Hill an.
„Talking Kaput“ im Stadtgarten
Seit mehr als zehn Jahren veranstalten wir nun schon unsere kleine Veranstaltungsreihe, zunächst als „Köln ist kaput“ im Gold + Beton, aktuell als „Talking Kaput“ im Green Room des Stadtgartens. Die drei Veranstaltungen von 2024 wurden von Jan Höhe angenehm unauffällig eingefangen. 2025 geht es hoffentlich weiter – wenn es mit der Förderung durch das Kulturamt der Stadt Köln wieder klappt, denn auch unter dem DOM wird gekürzt.
Und wo wir schon im Stadtgarten sind – einer weiteren der bereit angesprochenen Institutionen, mit denen kaput eng kooperiert –. seien auch nochmals all die tollen Konzerte und Sets erwähnt, die wir dort in diesem Jahr hören durften, unter anderen von Moor Mother, Jessica Pratt (beide beim Week-End Festival), Erasmus ( Garth Erasmus mit Carina Khorkhordina, Peter Thiessen und Stefan Schneider) und Mariami.
Uni-Exkursionen zum CTM Festival und Blauen Rauschen
Meine Dankbarkeit gilt der Uni Paderborn und der Folkwang Universität der Künste, die mir Exkursionen mit meinen Klassen nach Berlin und Gelsenkirchen ermöglicht haben. Die Studierenden dankten es mir wiederum mit tollen Hausarbeiten (unter anderen Interviews aus der Berghain Schlange).
Monheim Triennale
Seit 2019 gehöre ich als Kurator und Berater zum Team der Monheim Triennale. In diesem Jahr fand das Prequel unseres zweiten Festivalzyklus statt, bei dem sich die 16 Signature Artists zum ersten Mal trafen und primär im Rahmen von Jam-Konstellationen kollaborierten. Kommenden Juli geht es weiter, diesmal mit den eigenen Projekten. Und ich verrate nicht zuviel, wenn ich sage: es wird mindestens super fantastisch.
20 Jahre Berghain w/ Efdemin
Gut dass Mitte Dezember dann nochmals die Türen zur schönsten aller Dunkelheiten (unter anderen von den Schlüsselkids Phillip Sollmann und Quelza) zur schönsten Sonntagszeit aufgemacht wurden.