EM GUIDE — Interview

Ray Lozano: „Konzerte zu organisieren oder Touren zu spielen, ist heutzutage ein richtiger Kampf“

Ray Lozano (Photo: Leonie Braun)

Am 31. März präsentiert die NICA-Residenz-Künstlerin Ray Lozano ihr neues Album „SILK&SORROW“ zusammen mit Gabriel „Sir Pryce“ Denhoff (keyboards), Fritz Dinter (guitar, bass), Lukas Berg-Rohwer (drums) im Kölner Stadtgarten. Im Vorfeld war sie so nett, kaput ein paar Fragen zu beantworten.

 

Ray, dein aktuelles Album trägt den Titel „SILK&SORROW“ – ein Verweis auf die kalt-heiß- Duschen, die unsere modernen Leben nicht nur in den sozialen Medien prägen. Ist das eher eine generelle Wahrnehmung von dir, oder gibt es ganz konkrete Ereignisse, die dich das Überthema haben wählen lassen?

Ray Lozano: Mein Album ist eine Momentaufnahme meiner 30er. Während des gesamten Prozesses habe ich das Gefühl gehabt, gleichzeitig alles und nichts zu empfinden. Es gibt Phasen voller Leichtigkeit, in denen alles mühelos scheint – und dann wieder diese plötzlichen Momente, in denen die Realität mit voller Wucht zuschlägt. Dieses Wechselspiel ist etwas, das viele von uns kennen. Deshalb fühlte sich der Albumtitel so passend an.

Es erscheint gerade mal zwei Jahren nach deinem Debütalbum „Pairing Mode“, zwei Jahre, in denen sich bei dir viel getan hat. Wie leicht / wie schwer ist es dir gefallen, wieder in den Songwriterinnen-Modus zu kommen?

Direkt nach „Pairing Mode“ haben Samon, mein Co-Producer, und ich angefangen, neue Musik zu schreiben – ganz ohne Druck, weil ich parallel noch mit der Promo für das Album beschäftigt war. Dadurch fiel mir der Einstieg tatsächlich ziemlich leicht.
Die letzten 20 Prozent, vor allem Mix und Mastering, waren dann aber nochmal eine
Herausforderung. In diesem Feinschliff steckt so viel Detailarbeit. Deshalb an dieser Stelle ein großes Dankeschön an Samon für seine Geduld mit all meinen Extrawünschen!

Deine Alben erscheinen bei Melting Pot Music, einem Label, dem es gelingt viele deutsche Künstler:innen sehr organisch in ein internationales Roster einzubauen. Wie bist du zu Melting Pot Music gekommen?

Genau aus diesem Grund war ich so interessiert, mit ihnen zu arbeiten – weil sie mit
internationalen Künstler*innen zusammenarbeiten, was für mich ein großer Anreiz war. Durch einen befreundeten Fotografen, Robert Winter, bin ich zu Melting Pot gekommen. Er hatte damals meine Platte dorthin geschickt, aber das Label kannte ich schon seit meinen frühen 20ern.

Wie vernetzt habe ich mir die Musiker:innen des Labels vorzustellen? Gibt es viel Austausch?

Wir sehen uns alle hin und wieder bei Events die MPM veranstalten, wie zum Beispiel eine Label-Night oder einen Summer-Hang, da ist es immer sehr kollegial und herzlich.

Ray Lozano (Photo: Leonie Braun)

2024 war weltpolitisch und auch was die Kulturpolitik in Deutschland angeht kein einfaches Jahr. Und so wie es aussieht, bleibt das sozio kulturelle Klima erst mal eher frostig. Was bedeutet das für dich als Künstlerin?

Es ist in der Tat nicht leicht, besonders wenn die Bedingungen im Live-Sektor immer härter werden – Konzerte zu organisieren oder Touren zu spielen, ist heutzutage ein richtiger Kampf. Aber genau das treibt mich an, weiterzumachen. In einer Zeit, in der Kunst oft als Luxus statt als Notwendigkeit wahrgenommen wird, ist es umso wichtiger, Räume zu schaffen, in denen wir zum Nachdenken anregen. Egal, ob auf  er Bühne oder im Studio.

Kannst du dich in der Musik frei machen von der Welt um dich herum?

Wenn ich mich mit Musik beschäftige – sei es beim Hören, Schreiben oder Produzieren – versuche ich immer, im Hier und Jetzt zu sein. Meistens klappt das gut und fühlt sich irgendwie wie ein Schutzschild an. Aber es gibt auch Momente, in denen der Weltschmerz einfach größer ist und man es nicht voneinander trennen kann. Dann werden solche Tage echt herausfordernd.

Was suchst du in der Musik und findest du nur dort?

Ich suche immer einen Zugang zu mir selbst und zu Gefühlen, die ich noch nicht kenne oder lange nicht mehr gefühlt habe. Der Antrieb dabei ist eigentlich immer, Spaß zu haben – sich zu erlauben, wieder auf den Spielplatz zu gehen.
Mit Samon zum Beispiel ein Playdate zu haben, bei dem wir unvoreingenommen einfach toben und ausprobieren können, ohne Erwartungen.

Gibt es Role Models für dich was Sound aber auch Haltung betrifft? Und Warum?

Mich beeindruckt das britische Kollektiv SAULT, sowohl musikalisch als auch künstlerisch. Sie bringen ihre Musik ohne viel Promo oder großes Drumherum heraus und haben dabei stets eine starke visuelle Identität. Leider habe ich nur Fotos von ihrem einzigen großen Gig in London auf den Social Media gesehen, aber das war schon sehr beeindruckend.

Was ist die bisher wichtige Erfahrung, die du durch NICA gemacht hast?

Durch NICA hatte ich die Möglichkeit, mit dem 3D-Artist Tom Richardson zusammenzuarbeiten, der meine visuellen Ideen auf ein ganz neues Level gehoben hat. Es war mir wichtig, für die neuen Visualizer einen Künstler hinzuzuholen, der aus einer ganz anderen Perspektive kommt, um eine andere künstlerische Seite von mir
herauszuarbeiten und zu präsentieren. Die Finanzierung dieses Projekts konnte ich dank NICA realisieren.

Du bist 2023 mit dem Holger Czukay Zukunftspreis der Stadt Köln ausgezeichnet worden. Wie hat sich das angefühlt? Und wie hat es sich rückwirkend ausgewirkt?

Ein toller Mini Meilenstein, auch als Ur-Kölnerin:-) Ich freue mich immer noch darüber!

Last Words?

Geht mehr auf Konzerte!

Lieblingssong aus 2025 so far?

Zwar aus 2024 – aber immer noch auf repeat: Sasha Keable, „WHY“

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