"Relevant Parties"-Podcast – Interview mit Philipp Maiburg

“Auf Spotify gibts eben keine Labelfächer wie im Plattenladen …”


Das Carhartt WIP Music Department fördert seit vielen Jahren unabhängige Strukturen in der Musikbranche, vom Indie-Label über den alternativen Radiosender bis hin zu Magazinprojekten und individuellen Künstler_innen. Ganz neu im Repertoire: “Relevant Parties”, eine von Chal Ravens moderierte Podcast-Serie, die herausragende Labels vorstellt. Bereits erschienen sind Episoden zu und mit Ninja Tune, Stones Throw und ganz neu Ghostly International.

Thomas Venker hat Philipp Maiburg ein paar Fragen zum “Relevant Parties”-Podcast gestellt. 


Philipp, wie genau hat man sich deine Rolle bei Carhartt WIP vorzustellen? Was ist deine offizielle Jobbeschreibung und wie definierst du die Tätigkeit für dich in der alltäglichen Praxis?
Meine Verbindung zu Carhartt WIP besteht schon seit 1997. Damals hat Oliver Drewes als Marketing Chef unser Projekt Phoneheads gesponsert. Aus dem dann folgenden konstanten Austausch ist 2000 Combination Records entstanden; 2008 haben wir uns dann nach drei Vertriebspleiten entschlossen die Labelarbeit einzustellen und ein Carhartt WIP Music Department aufzubauen. So konnten wir freier agieren als im Rahmen der Labelarbeit und die musikalische Vielseitigkeit der Marke besser darstellen.
Die Erfahrung als Künstler, Labelmacher und Veranstalter hilft mir die Verbindung zur Marke möglichst sinnvoll herzustellen und nicht konstruiert wirken zu lassen. Außerdem bauen wir auf langfristige Beziehungen zu unseren Partner – so waren wir zum Beispiel der erste Sponsor von NTS Radio und unterstützen das Format bis heute.
Mittlerweile bin ich im Music Team hauptsächlich für die größeren internationalen Projekte verantwortlich, wie beispielsweise die Kollektions-Kooperationen mit Mahogani Records, Underground Resistance, NEU!, Fela Kuti und Motown,

Seit einiger Zeit gibt es in Zusammenarbeit mit NTS eine monatliche Radio-Show, diese wird nun flankiert von einer Podcast-Reihe, die sich legendären Schallplattenlabels widmet. Wie kam es zur Idee zum “Relevant Parties“-Podcast?
Wir haben Carhartt WIP Radio als monatliche Show bereits 2008 etabliert, also bevor der Online Radio Boom richtig losging. Die Idee war es, Carhartt WIP musikalisch monatlich immer wieder neu verorten zu können unter Berücksichtigung der Länder, in denen wir vertreten sind. Die Show wird von Michel Leuffen und Max Graef programmiert und bezieht sich jeweils auf ein Label beziehungsweise einen Künstler.
Die Idee zu “Relevant Parties” entstand durch die Erkenntnis, dass es in Zeiten von Streaming Plattformen immer schwieriger wird herauszufinden, welcher Absender hinter den meisten neuen Veröffentlichungen steht. Indie Recordlabels, die meist mit großem Enthusiasmus und Liebe zur Musik den wichtigsten Beitrag leisten um neue Musik zu veröffentlichen gehen dabei leicht unter. Auf Spotify gibts eben keine Labelfächer wie im Plattenladen. So entstand die Idee Indie Labels verschiedenster Genres zu highlighten und herauszufinden, welche Idee hinter der Labelgründung stand oder wie die Veränderungen im Musikgeschäft bewältigt werden.

Chal Ravens

Moderiert wird “Relevant Parties“ von der britischen Musikjournalistin Chal Ravens, die man durch ihre Arbeit für Medien wie Resident Advisor, Guardian, DJ Mag, Mixmag, Crakc, Face, Bandcamp und auch Red Bull Radio kennen kann. Wie kam es zur Zusammenarbeit? Was sprach für Sie?
Wir haben mit mehreren Moderator*innen gesprochen und fühlten uns mit Chal direkt sehr wohl. Aber wir kannten sie vorher auch nicht persönlich – das hat sich erst in den letzten Monaten entwickelt.
Die Zusammenarbeit ist ziemlich toll.

Ravens hat für die erste Staffel mit den Macher_innen hinter DFA, Ghostly International, Jazzy Sport, Ninja Tune, Stones Throw und Public Possession gesprochen. Wie kam es zu dieser Auswahl? Was sprach für diese Labels?
Wichtig war uns Labels zu finden, die für unterschiedlichste Stile stehen und aus möglichst vielen Ländern kommen. So sind natürlich einige dabei, die sehr breit etabliert sind, aber auch andere die eher nischig wahrgenommen werden.

 

Was ist für dich persönlich denn das wichtigste Label der Musikgeschichte und warum?
Das lässt sich so nicht runter brechen. Mein persönliches ästhetisches Vertrauen in Label Kuration entwickelte sich Mitte der 1990er Jahre. Vor allem mit alternativer Clubmusik aus UK: Metalheadz, Talkin Loud, Ninja Tune, Warp, Reinforced…

Lass uns nochmals kurz auf das generelle  Kultursponsoring-Engagement von Carhartt WIP zurück kommen. Kannst du sagen, in wie weit Corona Eure Arbeit beeinflusst?
Wir mussten für den den Rest des Jahres vieles umplanen. Natürlich waren und sind wir mit unseren Partnern in Kontakt und haben verschoben, umkonzipiert und dann doch leider oft absagen müssen. Aber ich hoffe, dass wir nächstes Jahr wieder einiges umsetzen können.


Der “Relevant Parties“-Podcast war ja bereits vor Corona geplant – angesichts der aktuell unsicheren Planungssicherheit für Festivals und Live-Events (und vor allem Clubnächte), allesamt Bereiche, in denen ihr sehr aktiv wart, erscheinen solche digitalen Formate natürlich naheliegend.
Insofern die Abschlussfrage: Gibt es bereits Pläne für weitere digitale Kulturprojekt mit Carhartt WIP als Absender?
Es wird spannend, zu sehen welche Dynamik das Projekt aus sich selbst heraus entwicklen kann. Das mögen wir. Fest steht, dass “Relevant Parties” auch im nächsten Jahr weitergeführt wird und wir insgesamt mindestens zwölf Labels portraitieren werden. Sicherlich werden wir 2021 aber auch andere digitale Formate unterstützen.

 

 

 

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