“We need help” / “Let´s Help Me”
Wir müssen es nicht groß erwähnen: 2020 ist bislang kein gutes Jahr für Künstler_innen aller Spielarten gewesen, von der Musik über den Tanz und Film bis zur Bildenden Kunst prägen abgesagte und verschobene Projekte und in der Folge fehlende Einnahmen den Alltag vieler Künstler_innen. Hinzu kommt der Ärger mit etwaigen leicht zugänglichen Unterstützungen wie der Soforthilfe, die letztlich bei vielen nur das Stresslevel noch potenziert haben. Die Nerven liegen blank.
Die SARS-CoV-2–Pandemie hat vielen Künstler_innen einmal mehr bewusst gemacht, wie alleine sie in dieser Welt sind. Was besonders tragisch ist, da die Künste nicht nur der Gesellschaft an sich dabei helfen könnten, die Probleme aus primär nicht wirtschaftlichen und nicht politischen Perspektiven zu betrachten, sondern eben mit eigenem Blickwinkel zu fühlen, analysieren und ja vielleicht gerade deswegen auch teilweise aufzulösen – und so uns allen emotionalen Halt und utopistische Hoffnung zu schenken in Situationen, wo sonst der Abgrund einem näher steht als der Halt.
Damit Künstler_innen dieses Potential ausschöpfen können, müssen sie aber selbst unterstützt werden, sie sind ja keine Übermenschen, sondern oft besonders fragile Persönlichkeiten, deren Sensibilität und Kreativität zunächst gefördert werden muss, um sich dann entfalten zu können.
In diesem Sinne ist zu hoffen, dass die beiden Programme, die von Musikfonds und der Initiative Musik nun bereits zum zweiten Male auf den Weg geschickt werden, Impulse in diese Richtung geben können, in dem sie den Künstler_innen einen realistischen Zugang ermöglichen mit ihren Ideen und Projekten – denn nichts wäre jetzt schlimmer als noch mehr Zeit in Anträge zu stecken, die verpuffen und neue Frustrationsmomente auslösen. Betrachtet man die beiden aufgelegten Programme, so besteht zu Recht die Hoffnung, dass alle Akteure dies erkannt haben und angemessen handeln werden.
” … Please realize / I’m not half alive / Without a mess of help to stand alone / I need the warmth of your smile / To heat my frostbitten sorrow / I need your hand on my shoulder
To lead today’s to tomorrows / I need your strength to lock me to the track / I need your trust to bust the things I lack …”
(Beach Boys, “We need help”)
“Let´s Help Me”
(Dj Koze)
Das Stipendienprogramm des Musikfonds
Der Musikfonds e.V. hat im Rahmen des Programms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ein Stipendienprogramm aufgelegt, dessen Ziel es ist, Künstler_innen in der aktuellen Krisensituation zu ermöglichen, “neue Formen der Produktion, Aufführung und Vermittlung zu entwickeln” und so “zu alternativen, auch digitalen Formaten” zu finden.
Der Musikfonds spricht mit seinem zeitlich befristetes Stipendienprogramm, für das ein zusätzliches Budget von 8 Millionen EUR zur Verfügung steht, explizit die freie, experimentelle Musikszene an. Vergeben werden Stipendien für einen Zeitraum von sechs Monaten mit einem einmaligen Betrag von 6.000 EUR an individuelle Künstler_innen – gemeinsame Projekte sind nicht vorgesehen. Als mögliche Antragsfeldern werden unter anderen Kompositionsvorhaben, Recherchetätigkeiten sowie Konzept- und Formatentwicklungen genannt, um so trotz der Corona-Pandemie bedingten Einschränkungen weiter arbeiten zu können.
Die Voraussetzungen sind überschaubar: man muss den Hauptwohnsitz in Deutschland haben, darf nicht mehr studieren und sollte Mitglied in der Künstlersozialkasse sein (beziehungsweise nachweisen können, warum man es nicht ist). Vergeben wird die Musikfonds Förderung von einer unabhängigen Fachjury aus Expertinnen und Experten unterschiedlicher Genres.
Anträge können bis zum 30.9.2020 24.00 Uhr MESZ gestellt werden.
Alle Informationen zum Stipendienprogramm: https://www.musikfonds.de/foerderung
Initiative Musik stockt Künstler_innenförderung auf und erleichtert Zugang
Die Initiative Musik hat ebenfalls im Rahmen des Programms „Neustart Kultur“ zusätzliche 10 Millionen EUR zur Verfügung gestellt bekommen, um damit Musiker_innen zu unterstützen. Wobei als wichtige Neuerung der Eigenanteil für die beiden kommenden Förderrunden von sonst 60% auf 10% reduziert wurde, was sicherlich vielen Künstler_innen zuarbeiten wird, die in der aktuellen Situation kein großes Investitionsbudget haben und keinen hohen Eigenanteil stemmen können. Ebenso neu ist, dass Autor_innen selbst Anträge stellen dürfen und dass “künstlerische Kreativarbeit und ihre notwendigen Ausgaben als förderfähig anerkannt werden”, also Recherche- und Vorproduktionstätigkeiten .
Die Maximalforderung des Initiative Musik Programms liegt bei 67.500 EUR – wobei ein Eigenanteil von lediglich 7.500 EUR anfällt. Beachtet werden muss, dass grundsätzlich nur Projekte ab 10.000 EUR Budget eingereicht werden können.
Vergeben wird auch diese Förderung von einer unabhängigen Fachjury aus Expertinnen und Experten aus der Musikbranche.
Anträge können bis zum 13.10..2020 18.00 Uhr MESZ gestellt werden.
Alle Informationen zur Künstler_innenförderung: