Hackedepicciotto “The Silver Threshold”
Hackedepicciotto
“The Silver Threshold”
(mute)
Für zwei leidenschaftliche Weltenbummler wie Danielle De Picciotto und Alexander Hacke es sind, muss die Zeit des globalen Lockdowns (der ja möglicherweise wieder bevorsteht, möge die Göttin es verhüten) einen besonderen Einschnitt bedeutet haben, der vielleicht sogar mit kreativen Blockaden einherging. Könnte man zumindest vermuten, wenn man sich beispielsweise an De Picciottos Graphic Novel „We Are Gipsies Now“ erinnert, in der sie ihr Leben als nomadisches Künstlerpaar beschreibt.
Aber offensichtlich war alles ganz anders: „Die Notwendigkeit, sich selbst einzuschränken, gab mir ein Gefühl für das Potenzial. Es hat mir sogar eine Art seltsamer Euphorie gegeben, die sich im Titel der Platte widerspiegelt. Wir hatten die ganze Zeit das deutliche Gefühl, an einer Schwelle zu stehen. Dass es weder die Zeit vor der Pandemie noch die nach der Pandemie war.“ So Alexander Hacke zur Entstehung des fünften gemeinsamen Albums mit Danielle De Picciotto, das gleichzeitig ihr erstes für mute records ist.
„The Silver Threshold“ ist daher kein Album des Stillstands geworden: Hackedepicciotto schöpfen aus gemeinsam Erlebtem. Ihre symbiotische Beziehung endet nicht in heimeligem Cocooning, sondern treibt die künstlerischen Prozesse an. Die neuen Tracks bilden wie so oft bei Hackedepicciotto ein regelrecht cineastisches Werk, eine klangliche (Welt-)Reise, die Drones und Soundscapes, Spoken Word, Ambient und stilistische Experimente in Richtung Industrial und fernöstliche Klänge bereithält.
„The Silver Threshold“ sei ihr „symphonischstes“ Album, sagen Hackedepicciotto, was ihre musikalische Herangehensweise gut beschreibt: Von der eröffnenden „Ouverture“ bis zum abschließenden „The Watered Garden“ entsteht ein Spannungsbogen, ein konzeptuelles Ganzes, das Zustände wie Verzweiflung und Bedrohung, aber auch Hoffnung und Kontemplation beinhaltet. Das Video zu „Kirchhain“ und die Coverfotos stammen übrigens von Fotograf und Berghain-Bouncer Sven Marquardt, der für Hackedepicciottos eindringliche Musik die passende Bildsprache fand – beziehungsweise andersherum: das Coverfoto entstand vor den Aufnahmen zum Album, so dass sich De Picciotto und Hacke von Marquardts Bildern inspirieren ließen.