Videopremiere – Nacht84  – "All Lights Down"

Nacht 84

“Nacht84”, by Yuriy Ogarkov

Bis dato kennt man Felix Nisblé primär als Protagonist hinter dem Techno-Imprint Blint. Doch sein Interesse für Musik hört keineswegs an der Clubtür auf, Nisblé zieht es auch in performativer Bandgefilde und zu poppigeren Soundentwürfen. Eine erste Ahnung davon konnte man mit seiner Institut für Pop-Musik (der Folkwang Universität der Künste) Supergroup Tired Eyes Kingdom bekommen, mit Nacht84 sucht er nun alleine nach neuen Lichtern für lange Nächte.

Kaput freut sich sehr, heute den Videoclip zu “All Lights Down” premieren zu dürfen.

Felix Nisblé (Still aus:„All Lights Down“)


Felix, was hat es mit dem Film „All Lights Down“ von Nacht84“ auf sich, der als Grundlage für deinen Videoclip dient? 

Felix Nisblé: Der Clip ist das Musikvideo zur ersten Single meines Projekts Nacht 84. Entstanden ist das Video letztes Jahr in Zusammenarbeit mit zwei Freunden, Roberto und Juan Pablo Zamora. Die beiden sind Brüder und betreiben die Produktionsfirma Fën, die sich auf ökologisch nachhaltige Videoproduktionen spezialisiert hat. Während der ersten Phase der Pandemie waren die beiden in ihrer Heimat Chile und haben dort ihren ersten Kurzfilm “Mar& Cielo” gedreht. Als sie wieder in Berlin waren, habe ich ihnen ein paar meiner Songs gezeigt und so kam die Idee auf, als nächstes Projekt das Musikvideo zu “All Lights Down” zu anzugehen.

Wie kamst du dazu, den Soundtrack beizusteuern?

Ich freue mich, dass du Worte wie Film und Soundtrack benutz,t denn wir haben ja absichtlich mit dieser Ästhetik gespielt. Auch wenn der Song die Grundlage für den Clip bildet, ist das Ganze definitiv eine Koproduktion von Fën und Nacht 84. Wir haben alle Entscheidungen zusammen getroffen und auch gemeinsam das Skript geschrieben. Zu der Zeit hatte ich gerade viel “Atlanta” geschaut und wir alle hatten Bock auf Neonlichter. So kam die Idee, dass die Kamera einer Gruppe von 5 Freunden in die Berliner Nacht folgt. Schöne Anekdote hierzu: Die Gruppe kannte sich bis auf zwei Schauspieler*innen vorher nicht und ich hatte übelst Schiss, dass das am Ende total gecastet und unnatürlich wirkt. Aber es hat super harmoniert. Jetzt sind alle befreundet und arbeiten sogar in unterschiedlichen Konstellationen miteinander.

Still aus:„All Lights Down“

„All Lights Down“ ist eine , ich zitiere dein Info, „happysad loveletter to the highs and lows of (Berlin) nightlfe and a bittersweet meditation on being lost“. Auch wenn ich ahnen, was nun kommt, so würde ich doch gerne ein bisschen mehr von dir über deine Beobachtungen jener High- und Low-Momente des Berliner Nachtlebens hören.

Als ich den Song geschrieben habe, gab es die Assoziation mit dem Nachtleben noch nicht. 
Die kam erst im Zusammenhang mit dem Video. Mich fasziniert am Nachtleben die Ambivalenz und die feine Linie zwischen dem unendlichen Spaß und dem gleichzeitigen Verlorensein und der Suche. Neue Verbindungen knüpfen sich, lösen sich aber auch oft schnell wieder. Es geht also um Spaß und es geht um Abschied. Für dieses Spannungsfeld haben wir alle sage ich mal einiges an Expertise mitgebracht. Daher haben wir uns dafür entschieden, dem Nachtleben ein bescheidenes audiovisuelles Denkmal zu setzen.

Dann lass uns doch mal in den Clip reinschauen:

 

Nun kennt man dich bislang primär als Produzent und DJ unter dem Signet Blint, das für energischen Techno steht. Wie kam es zu deiner zweiten Künstlerinnen-Identität Nacht84?

Die Songs, die ich während der letzten Jahre gemacht habe, haben sich so deutlich von meinen klubbigen Sachen unterschieden, dass es einfach an der Zeit war ein neues Alias zu erschaffen. 
Man hört zwar zwischen den Zeilen noch den Klub, aber es gibt eben auch Einflüsse von Künstlern wie The Avalanches oder Space Afrika, deren Musik ich wirklich liebe. Die Verbindung von Beats und Klub-Referenzen mit Pop-Arrangements, die aufbrechen oder in kurzen Soundtrack-Passagen münden, ist, was mich in den letzten Jahren sehr fasziniert und beschäftigt hat. Man konnte in der Zeit ja auch nicht wirklich viel weggehen. Ich glaube aber bald ist wieder an der Zeit für mich neue Klub Tracks zu veröffentlichen.

 

Ist es dir leichtgefallen, soviele Gefühle einzubringen?

Gefühle in die Musik einzubringen fällt mir nicht schwer. Das ist ja quasi der Job. Auch beim Techno bringt man – im besten Fall – seine Gefühle ein. Die Frage ist also eher, welche Gefühle man zulässt. Einen darken Klubtrack zu machen ist super, berührt aber nur einen kleinen Teil meiner Gefühlswelt. Ich fand es daher spannend diese Form von Ausdruck zuzulassen. Vor allem weil dieser über die letzten Jahre an Dringlichkeit gewonnen hat. Es wäre auch irgendwie unehrlich diese Seite zurückzuhalten. Im Endeffekt kann ich als Künstler ja sowieso erst mal nur machen und dann hoffen dass es jemand fühlt. Also dachte ich, Fuck it, ich spring jetzt einfach mal ins Wasser.

„All Lights Down“ ist die erste Singleauskopplung aus deinem im April erscheinenden Album . Würdest du sagen, dass der Song repräsentativ für das Album ausgewählt ist?

Den Song haben wir vor allem ausgewählt weil Roberto ihn so gefeiert hat. So wurde “All Lights Down” zur Single. Ob der Song repräsentativ ist, weiß ich nicht. Das Album hat zwar schon einen eigenen Sound, aber die Stücke sind auch sehr unterschiedlich. Ein Song entstand zusammen mit Elif Dikeç (von früher Tired Eyes Kingdom) und auf zwei Stücken spielt Marie-Claire Schlameus Cello. FOOOL hat was beigesteuert, ach ja und die tolle Gitarre auf “All Lights Down” ist von TCV. Der Song ist auch definitiv mit die poppigste Nummer vom Album. Für die Headz die da nicht so drauf stehen gibt es aber auch Stücke die beat-lastiger und instrumental sind.

 

Verlagssitz
Kaput - Magazin für Insolvenz & Pop | Aquinostrasse 1 | Zweites Hinterhaus, 50670 Köln | Germany
Team
Herausgeber & Chefredaktion:
Thomas Venker & Linus Volkmann
Autoren, Fotografen, Kontakt
Advertising
Kaput - Magazin für Insolvenz & Pop
marketing@kaput-mag.com
Impressum – Legal Disclosure
Urheberrecht /
Inhaltliche Verantwortung / Rechtswirksamkeit
Kaput Supporter
Kaput – Magazin für Insolvenz & Pop dankt seinen Supporter_innen!