Thank Me Later – Playlist

Thank Me Later w/ Luis Ake

Luis Ake (Photo: Robert Hamacher)

Kaum ein Genre löst mehr Diskussionen aus als Schlager. Für die einen ist es das in Tonträger gezwängte Böse, für die anderen schlicht die deutsche Version des Chanson und somit quasi Kulturgut. Der Umstand, dass auch kaum ein Genre so erfolgreich ist, lässt eine grobe prozentuale Verteilung der beiden Lager erahnen. Natürlich kann man sich dem Schlager auf verschiedenste Weise nähern; für junge Großstadt-Hipster bedeutet dies meist: ironisch oder besoffen.

Als der Autor dieser Zeilen erstmals von Angesicht zu Angesicht auf Luis Ake trifft, steht dieser völlig nüchtern auf der Bühne und begegnet der Sache durchaus mit gebotener Ernsthaftigkeit. Es ist das letzte Konzert vor dem Lockdown und Ake bestreitet das Vorprogramm der Münchner Band Die Sauna im passenderweise stickig-verschwitzten Kölner Club Stereo Wonderland. Sein kürzlich erfolgter Umzug von Stuttgart nach Berlin wird an diesem Abend das einzig erfüllte Klischee bleiben. Der Rest ist eine Erfahrung, die schwer in Worte zu fassen ist. Eine Art Schlager-Update, ein Hybrid irgendwo zwischen NDW und Acid, durchaus clubtauglich und stellenweise ziemlich technoid.

Über den Beats schwebt Akes Falsett und entfaltet eine hypnotische Wirkung. „Komm und verlieb dich in mich“ und „Schillerndes Mädchen“ heißen die Songs und der junge Mann auf der Bühne gerät ob der Dringlichkeit seiner Oden an die Liebe in einen Zustand, der den durchschnittlichen Konzertgänger auf eine harte Probe stellt. Ake steht einen Meter vor mir, flüstert, schreit, lockt, stößt vor den Kopf und irgendwie denke ich dauernd an Kinski. Die Reaktionen des Publikums starten bei 80% Irritation und 20 % Faszination. Im Laufe der Show drehen sich die Verhältnisse recht schnell und recht eindeutig zu Gunsten des Künstlers.

Luis Ake macht keine Musik für die breite Masse. Er fordert sein Publikum heraus anstatt es einzulullen und setzt hier den wahrscheinlich größten Kontrapunkt zu dem, was dem ungeübten Hörer bei seinem Auftreten als erstes einfällt. Wo kommt so jemand her, was hat ihn geprägt? Eine Playlist gibt hier bessere Antworten als jedes Interview. Luis Ake überschrieb seine Auswahl mit den Worten “Meine Lieblingsliebeslieder aus dem Großraum Europa”, eröffnet mit der Grande Dame des deutschen Schlagers und hat ein eindeutiges Ziel: „lasst uns einsinken in die facettenreiche Welt der Liebe“. Wenn das kein schöner Vorsatz ist, was dann?

Gerade erschien beim sehr feinen Berliner Label Mansions & Millions die Single „Kiew“, Ende des Monats folgt mit „Zeit“ eine weitere Auskopplung bevor dann am 10. Juli die vollständige EP über alle bekannten Kanäle erhältlich sein wird. Wir sind in freudiger Erwartung!

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