Univ.-Prof. Dr. Christoph Jacke: „Zwischen Hartz IV und Vollverbeamtung verläuft nur eine ganz dünne Grenze.“
Mit ihrer im Herbst 2020 initiierten Aktion #95vsWissZeitVG (95 Thesen gegen das Wissenschaftszeitvertragsgesetz) haben Amrei Bahr, Kristin Eichhorn und Sebastian Kubon auf Twitter auf die Argumentationslinie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) reagiert. Das Bundesministerium spricht dabei von einer drohenden “Gefahr der Systemverstopfung“, sollte man Wissenschaftler:innen Normalarbeitsverhältnisse anbieten.
Die Reaktionen innerhalb des Wissenschaftsbetriebs (aber auch darüberhinaus) waren vehement und führten zum Hashtag #IchbinHanna – „benannt nach der fiktiven Figur, anhand derer die vermeintlichen Vorteile des WissZeitVG im Video veranschaulicht werden“ (zitiert nach https://ichbinhanna.wordpress.com) –, unter dem sehr viele Wissenschaftler:innen von persönlichen Frusterlebnissen berichteten und Einblicke in ihre (oft) prekären Lebensumstände gaben.
Am 27. März 2022 erschien im Berliner Suhrkamp Verlag das Buch „#IchBinHanna. Prekäre Wissenschaft in Deutschland“.
Nicht vom Wissenschaftszeitvertragsgesetz betroffen – und dennoch ähnlichen Frust- und Prekariatsverhältnissen ausgesetzt – sind die Freien Dozent:innen an Deutschen Universitäten und Hochschulen. Anders als ihre festangestellten Kolleg:innen dürfen sie zwar im Prinzip lebenslang weiter unterrichten, so denn sie es sich leisten können angesichts eher mäßiger Stundensätze, (oft) fehlender Anreisekostenübernahme und (zumeist) nicht bezahlter Vor- und Nachbereitungszeit.
Ich selbst kenne den Wissenschaftsbetrieb durch viele Lehraufträge in den vergangenen zwanzig Jahren gut – was letztlich (jenseits der genannten Publikation) über meine Gespräche mit Kolleg:innen zur Idee zu dieser Interview-Reihe führte, deren Intention es ist, den Diskurs über diese suboptimalen Arbeitsbedingungen der einen erheblichen Teil der Universitäts- und Hochschullehre ausmachenden Freien Lehrkräfte ausgesetzt sind, anzuregen, und, naiv gesprochen, damit vielleicht Impulse zu Veränderungen zu setzen.
Zum Auftakt der Interviewreihe hat Univ.-Prof. Dr. Christoph Jacke den Fragebogen beantwortet, dem ich auch für seine Mithilfe bei der finalen Rahmung der vorliegenden Reihe danken möchte.
Obwohl persönlich per Du mit ihm habe ich mich dazu entschieden für den „Abdruck auf kaput“ beim Sie zu bleiben.
Univ.-Prof. Dr. Christoph Jacke hält in Paderborn eine Professur für „Theorie, Ästhetik und Geschichte der Populären Musik“ – und beschreibt sich auf seiner Homepage sympathisch als „Kommunikations- und Musik-Theorist“.
Können Sie bitte in aller Kürze und Prägnanz ihre Hochschule/Universität, das Institut/Fach und konkret das Studienangebot/den Studiengang beschreiben.
Die von mir mit aufgebauten und gestalteten popmusikkulturwissenschaftlichen Studiengänge „Populäre Musik und Medien BA/MA“ sowie „PopMediaCulture – deutsch-lateinamerikanische Kulturvermittlungen MA“ am Fach Musik an der Universität Paderborn sind inter- bzw. transdisziplinäre Programme mit wissenschaftlichem Fokus und starken, vernetzten berufsrelevanten Anteilen aus Musik-, Medien-, Journalismus-, Event-, Wirtschafts-, Management- und Vermittlungspraktiken.
Wie lange sind Sie an Ihrer jetzigen Hochschule/Universität bereits tätig und in welcher Position?
In Paderborn als Lehrbeauftragter von 2005-2008 und dann seit 2008 berufen auf die Professur „Theorie, Ästhetik und Geschichte der Populären Musik“ und als Studiengangsverantwortlicher für die genannten Programme.
Würden Sie sagen, dass die aktuellen Angebotsverhältnisse an Ihrem Institut/in ihren Studiengängen von Ihnen mitgeprägt wurden und ihren Wünschen entsprechen?
Absolut. Es gibt immer Nach-Justierungen, die wir vor allem in Rücksprache mit den Studierenden und im über diverse Fächer wie Popular Music Studies, Medien-, Wirtschafts- und Musikwissenschaften verteilten Kollegium regelmäßig besprechen. Gleichzeitig hätten viele von uns so etwas gerne selbst studiert. Keine schlechte Voraussetzung, finde ich. Wenn mit Angebotsverhältnissen die Stellen- und generellen Rahmenbedingungen gemeint sind, gibt es durchaus einiges zu kritisieren, siehe unten.
Wie haben Sie an der Hochschule/Universität die Pandemie bis dato erfahren?
Sehr behutsam und meist gut organisiert, durchaus verantwortungsvoll in wirklich schwierigen Pandemie-Zeiten. Es wurde viel (digital) gelernt und früh auf unsere Kernkompetenz Präsenz zurückgestellt. Etwas unübersichtlich ist mittlerweile zum Beispiel die Masken-Situation, wie überall. Da empfinde ich aber nicht von Hochschulleitung, sondern von den normalen Uni-Mitgliedern wie Dozierenden oder Studierenden manchmal erstaunlich wenig Rücksicht. Ich weiß doch nicht, wie verletzlich jemand neben mir in der Mensa-Reihe oder im engen Fahrstuhl ist. Bis dato wurde aus meiner Sicht vieles in schwierigen Zeiten aber quer durch alle Gruppen an der Uni gut und teilweise mit viel Engagement gemeinsam gemeistert.
Was denken Sie, wie die Studierenden und Kolleg:innen die Pandemie erfahren haben? Gibt es bei Ihnen viele, die das Studium aufgegeben haben? Oder die auch durch die Pandemie in Ihrem Studiumsverhalten massiv (aufgrund von Ängsten, Depressionen etc) eingeschränkt sind? Gibt es dazu Hilfsangebote bzw. einen Austausch?
Siehe oben. Insgesamt war das ein harter Einschnitt für viele, vor allem natürlich in derartig vielseitigen Studiengängen wie unseren, eine Forschungsexkursion nach Madeira, ein Seminar mit dem WDR Rockpalast oder eine Event-Reihe und deren wissenschaftliche Begleitungen, geschweige denn die Praktika, können nicht eben mal komplett digital abgehalten werden. Es gibt weniger Bewerbungen, die Studierenden scheinen vorsichtiger und konzentrierter zugleich. Persönliche Schicksale und Konsequenzen beginnen wir gerade erst aufzuarbeiten, soweit das eben geht. Die Pandemie ist ein Einschnitt, der erst noch festzustellenden Wandel mit sich bringen wird, zum Beispiel bei Studierenden individuell, als Gruppen und in der kulturaktivistischen Bedeutung für Stadt, Region und darüber hinaus – aber bei allen Schwierigkeiten sehe ich auch immer auch eine Chance auf Neues, und das meine ich nicht nur zweckoptimistisch.
Wie zufrieden / unzufrieden sind Sie mit dem aktuellen Zustand (Angebot und Umsetzung) des Lehrbetriebs an Deutschen Universitäten im Allgemein?
Die Frage ist mir zu allgemein. Und was ist mit Lehrbetrieb und Zustand genau gemeint?
Ich bin sehr zufrieden mit der Gestaltungs- und Entscheidungsmöglichkeit. Insgesamt sollte es gleichwohl mehr Fest-Personal und besser bezahlte ergänzende Lehraufträge geben, sowie noch mehr Sonderformate wie Co-Teachings, Forschungspraxisseminare und Transfer-Projekte mit außerakademischen Praktiken (wie wir es in Paderborn intensiv betreiben). Genauso noch bessere Einführungen und Klärungen zur fundamentalen Rolle und Bedeutung von Wissenschaften in Forschung und Lehre für freie, (selbst-)kritische Gesellschaften; diese Relevanz und Schutzbedürftigkeit werden nach meinem Eindruck noch viel zu wenig diskutiert, Stichwort gesellschaftliche Relevanz etc.
Wie zufrieden / unzufrieden sind Sie mit dem Status Quo des Lehrbetriebs an ihrer Hochschule / Universität?
Siehe oben. Bessere Konditionen für die Freien, weniger Verwaltung und mehr Forschung, auch in ihren so wichtigen moderierenden, diskursiven, kommunikativen Momenten für die Fest-Angestellten. Mehr längerfristige Arbeitsverhältnisse auch auf Drittel-, Halb- oder Dreiviertel-Stellen, das ist für unsere thematisch weit gestreuten und meist berufspraktisch angebunden Bereiche – auch in der Forschung – einfach nachhaltiger. Noch mehr Zusammenarbeit mit den Studierenden, um diese auch schnell in Eigenverantwortung und Gestaltungsmöglichkeit zu bringen.
Ich selbst bin Freier Dozent an drei Universitäten in NRW (an der Folkwang Universität der Künste in Bochum/Essen, an der Universität Paderborn und an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf). Wenn man Anfragen zu Lehraufträgen bekommt, schmeichelt es einem zu Beginn, recht schnell bemerkt man aber, dass ein Großteil des Betriebs Deutscher Hochschulen und Universitäten auf solchen mäßig bezahlten Lehraufträgen aufbaut (oftmals sind zudem nicht mal Anfahrtskosten und Unterkunftskosten bei mehrtägigen Seminaren abgedeckt). Und so fragt man sich schnell, warum werden in Deutschland eigentlich Lehrer:innen an Schulen gut bezahlt, an den Hochschulen und Universitäten aber hat sich ein Honorierungsmodell etabliert, das ich zynisch gerne als „Hartz 4-Lehre“ bezeichne. Auf welchen institutionellen Diskursen beruht so ein Modell? Wer hat sich das ausgedacht und die Rahmenbedingungen definiert?
Ich glaube nicht, dass dahinter quasi geplante Diskurse stecken, wenn ich die Frage richtig verstehe. Ich glaube, das macht es nicht besser, das sind eher Automatismen, die sich über mehr als Jahrzehnte eingeschliffen haben: Eigentlich sind Lehrbeauftragte ja freie Mitarbeitende, die das als Sprungbrett und Qualifikation oder als Bereicherung ihrer festen Jobs nutzen und oftmals auch keine feste Bindung wollen. In den kreativen Bereichen ist das als vermeintliche Stütze dann zusätzlich meistens leider eher unbefriedigend zu den eh schon unsicheren Haupt-Jobs. Wenn du bei „Kaput“ super verdienen und abgesichert werden würdest, wäre die suboptimale Bezahlung/Konditionierung bei den Lehraufträgen ärgerlich, aber nicht so existenziell. Da für mich Kultur im weiten Sinne das gesellschaftsrelevanteste Feld überhaupt ist, sollte freilich generell und erst Recht bei derart prekären Arbeitsverhältnissen wie Lehraufträgen eine enorme Aufwertung aller dieser journalistischen, künstlerischen, wissenschaftlichen, im wahrsten Sinn gestalterischen Berufe erfolgen. Siehe auch unsere demnächst erscheinenden gemeinsamen Überlegungen dazu. Zwischen Hartz IV und Vollverbeamtung verläuft nur eine ganz dünne Grenze.
Anmerkung: Vgl. Godlewsky, Tanja; Jacke, Christoph; Roenneke, Stefanie; Venker, Thomas (2022): Hoffnung POP: Publizistisch-gestalterische Arbeits- und Lebensmodelle im postdigitalen Zeitalter unter Berücksichtigung der transformierenden Rahmenbedingungen. Drei beobachtend-teilnehmende Fallstudien vor dem Hintergrund einer gemeinsamen Forschungsperspektive. In: ~Vibes – The IASPM D-A-CH Series. Issue No. 2: „Transformational POP: Transitions, Breaks, and Crises in Popular Music (Studies)”, hrsg. Von Beate Flath, Christoph Jacke, Manuel Troike. Online: http://vibes-theseries.org/ (erscheint Oktober 2022) sowie Dies. (2022): Pop(musik)journalismen zwischen Printmagazin-Krise und postdigitaler Realität – Forschungsüberblick und multiperspektivische Thesen. In: Moormann, Peter; Ruth, Nicolas (Hrsg.): Musik nach dem Internet. Phänomene populärer Musikkulturen. Wiesbaden: VS Springer, o.S. (erscheint Herbst/Winter 2022).
Das Honorar für die Seminare beinhaltet in der Regel auch Vor- und Nachbereitung – und an den meisten Hochschulen/Universitäten auch Prüfungen. Das wirkt sich natürlich langfristig auf die Qualität der Lehre aus, da viele Lehrenden immer wieder die gleichen Seminare abhalten, da ihnen schlichtweg die Zeit für eine stete Neudefinition der Lehrinhalte fehlt. Kennen Sie diese Problemstellung aus Ihrem Alltag? Und wie positionieren Sie sich hierzu?
Siehe oben, es gab in den letzten Jahren Verbesserungen, aber insgesamt sind die Beträge einfach zu gering. Die Nichtbezahlung von Reise- und Unterkunftskosten sind mir schlichtweg ein Rätsel, das ist bei uns in Paderborn erfreulicherweise nicht so. Das liegt sicher auch an der geringen Gewichtung solcher Bereiche in Gesellschaft aber auch Academia selbst. Das Gewöhnen im negativen Sinn an Einsparen, Effektivwerden geht ja auch Festangestellten so, weil sie mit anderen Dingen, vor allem Verwaltung, derart belastet sind, dass sie kaum noch kreative Freiräume vor allem kommunikativer Kultur haben. Insbesondere auch geht es so den Qualifikationsstellen, die oftmals zu Sekretariaten oder Studiengangsmanager*innen mutieren. Etwas davon ist sinnvoll, aber das droht, stets zu kippen und ausgenutzt zu werden. Das kann nicht sein. Bildung und Aufklärung an den Unis und Hochschulen ist ein so kostbares Gut für uns alle. Also: Mehr Personal, weniger Verschiebung der Verwaltung in die Fachwissenschaften und besser ausgestattete Lehraufträge, das sollten uns die freie und zugängliche (Hochschul-)Bildung und Gesellschaft doch wert sein.
Was auch fehlt, ist die Möglichkeit, als Freier Lehrender die Hochschulen/Universitäten und die Möglichkeiten, die diese den Studierenden bieten, so zu verstehen, als dass man seine Lehrinhalte mit anderen Angeboten vernetzt denken und den Studierenden Verknüpfungshorizonte aufzeigen könnte. Ist das eine Beobachtung, die Ihnen auch schon gekommen ist? Werden solche ich nenne es mal Blinde Flecken des Universitätsbetriebs intern diskutiert? Oder teilen Sie die Beobachtung nicht?
Das sehe ich bei den von mir mit verantworteten Programmen erfreulicherweise nicht so krass, auch wenn es immer Optimierungsbedarf gibt. Wir versuchen an der Uni Paderborn in den Pop-Studiengängen so viel wie möglich und eben auch im Rahmen der Verhältnisse zu kooperieren und zu verknüpfen. Wir haben auch ein aktives Netzwerk mit über 800 (!) teilweise ehemaligen, teils aktuellen Studierenden, Dozierenden, Partner*innen etc.
Die Konstruktion des Hochschul-/Universitäts-Lehrbetriebs über wenig festangestellte Professor:innen, Lehrende und Institutsmitarbeiter:innen sowie eine Vielzahl freier Dozent:innen mit in der Regel nur 2, 3 oder 4 Semesterwochenstunden reduziert natürlich auch das Wissenschaftliche Forschungspotential. Die enge Taktung der Lehraufträge ermöglicht es schlichtweg nicht, dass Freie Dozent:innen potentielle Forschungsideen einbringen und nachgehen können. Zumindest empfinde ich diese Situation von Außen so. Wie schätzen sie diesen Sachverhalt ein? Und wie wirkt sich das konkret in Ihrem Bereich aus?
Siehe oben. Lehrbeauftragte sind eben in der Regel nicht für mehr, wie zum Beispiel Forschung oder Qualifikationsarbeiten wie Doktorarbeiten, vorgesehen, das könnte eventuell aufgestockt und verbessert werden. Im Moment läuft diese vernetzte Kommunikation zum Beispiel bei uns beiden über eher freiwilliges Engagement. Das wäre institutionalisiert, in den vorhandenen Forschungs- und Lehr-/Lernnetzwerken zu Pop etwa, honoriert wünschenswert. Wenn hier zusätzliche Freiräume geschaffen würden, wäre das natürlich schön. Das liegt oft zudem an den anderen, auch eher stressigen und existenziellen Jobs der Lehrbeauftragten. Wir Festangestellten bräuchten in der Tat mehr Forschungszeit bei gleichzeitiger Würdigung unserer Lehr- und Transfertätigkeiten, weniger Verwaltung etc. Die Studierenden denken ja oft, wir würden ‚nur‘ für sie als eine Art Lehrer*in arbeiten und sind dann überrascht, was wir alles tun müssen und freilich auch können. Um nicht missverstanden zu werden: Ich mag meinen prädestinierten, vielseitigen Job sehr! Dankbarkeit, Zufriedenheit und Kritik schließen sich ja nicht aus. Zudem würde ich die Studierenden gerne noch mehr in Forschungs- und Lehrpraxis einbinden, das ist aufwendig, aber auch sehr lohnend und kann allen Beteiligten sogar richtig Spaß machen.
Bemerken Sie an ihrer Universität, dass die geschilderten Zustände dazu führen, dass die Fluktuation unter den Freien Dozent:innen hoch ist?
Letztlich nicht so wirklich, wir haben insgesamt zu ganz großen Anteilen sehr tolle, engagierte und selbst inter- und transdisziplinär erfahrene Leute (die das manchmal freilich selbst vielleicht nicht so bezeichnen würden), die immer wieder an Bord und auf gewisse Art gebunden sind. Die sind so wertvoll und eine absolute Stütze der Programme. Und das versuchen wir, auch immer zu vermitteln; auch den Studierenden. Eine gewisse Fluktuation finde ich zudem durchaus produktiv, denn Themen, Felder, Fragen und Ansätze sowie ihre Köpfe wandeln sich ja auch ständig. Aber das ewige Entschuldigen bei den Lehrbeauftragten für die geringe finanzielle Honorierung fällt mir schon auch manchmal schwer, zumal ich selbst vielfacher und langjähriger Lehrbeauftragter war.
Das waren nun viele Kritikpunkte von mir in Fragen eingebracht.
Wenn Sie drei Wünsche für den Hochschul-/Universitätsbetrieb in Deutschland hätten, welche wären dies?
– Bessere grundlegende Ausstattung der Studiengänge in jeder Hinsicht.
– Weniger Elitismen und mehr Teamwork.
– Generell von den Hochschulleitungen, Bildungspolitiken und Fördereinrichtungen deutlich mehr Unterstützung für nicht immer gleich verwertbar scheinende, im kritisch-produktiven Sinne originelle gesellschaftsbeobachtende und -verbessernde Ideen, Themen, Forschungen und Transferleistungen (z.B. mit anderen Bildungseinrichtungen, Kulturzentren, Mitmenschen, sozialen Einrichtungen, Medien, inklusiven Projekten etc.): Freiräume!
Wie Dietmar Dath es mal in ähnlichem Kontext treffend formulierte: „Welche Bühnen gibt’s denn sonst noch, auf denen man sich öffentlich selbst erziehen und verbessern darf? Vom universitären Mittelbau bis zur städtischen Kulturarbeit wird im Zuge sinnlos um sich schlagender Exzellenzinitiativen, Marktanpassungen und Kürzungsmassaker in Deutschland wie überall sonst seit ein paar Jahren flächendeckend alles ausgeräuchert, trockengelegt und zugeschissen, was Platz zum Verschnaufen und Durchdenken des nicht gleich auf der Hand Liegenden bieten könnte.“ (Dath 2007: 22)
Dath, Dietmar (2007): Vorwort: Heute keine Konferenz. In: Ders.: Heute keine Konferenz. Texte für die Zeitung. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 13-29.
Gibt es eine Hochschule/Universität (in Deutschland – aber auch gerne im Ausland), die sie als positives Beispiel hervorheben wollen, da dort Definition der Studienfächer und Lehrinhalte, die Organisation des Lehrbetriebs und Kommunikation mit und Arbeitsbedingungen für die Freuen Dozent:innen gut (oder gar ideal) aufgestellt sind?
Inhaltlich und formal im Lehrbetrieb sind das für mich erwartungsgemäß – so vermessen das jetzt klingen mag – unsere Paderborner Studiengänge. Die durchaus auch dort vorhandenen Verbesserungspotenziale habe ich ja bereits genannt. Im Sinne der Rahmung und Ausstattung ist die Popakademie Baden-Württemberg sicherlich ein gutes Beispiel.
Vielen Dank für Ihre Zeit