Masha Qrella: “Ich warte nur. In einem Saal aus Stille. Hier treiben Geister ihren Tanz gegen die Uhr!“
„Woanders“, das neue Album von Masha Qrella, wird am 19. Februar 2021 erscheinen. Man kann also sagen, dass es die Fluchtlinie unserer Covid-19-Ängste repräsentiert, da dann der Frühling anklopfen wird, die Impfungen hoffentlich auch bereits erste Wirkungen auf die Pandemie zeigen und es überhaupt genug ist im nicht enden wollenden Zustand des Hiers, den wir seit dem Frühjahr diesen Jahres besiedeln.
Abseits all diesen Gedanken und Zuschreibungen, die das Datum aktuell auszulösen vermag, ist es aber primär der Geburtstag des Schriftstellers, Dramatikers und Regisseurs Thomas Brasch, von dessen Texten sich Masha Qrella, die ganz früher mal Mariana Kurella hieß, für ihr erstes deutschsprachiges Album hat führen lassen – Brasch, der leider bereits 2001 an Herzversagen verstorben ist, wäre an diesem Tag 76 Jahre alt geworden.
Masha Qrella, hat Thomas Brasch durch den posthum erschienen Roman „Ab jetzt ist Ruhe“ für sich entdeckt, da die ehemalige DDR Bürgerin hier viel von ihrer eigenen Biographie hat vibrieren gefühlt: „Die persönliche Perspektive der Autorin kam mir sofort bekannt vor. Eine Familiengeschichte der DDR aus Perspektive der kleinen Schwester. Ich erwachte wie aus einer Amnesie! Das war auch meine Geschichte: Meine Perspektive und meine Vergangenheit! Ich hatte ja sogar meinen Namen geändert, um nicht auf meine Ostidentität reduziert zu werden. So begann ich die Texte von Thomas Brasch zu lesen. Deutschsprachige Texte, die mich einfach nicht mehr losließen!“
Einen ersten Eindruck von „Woanders“ das gemeinsam mit Chris Imler und Andreas Bonkowski entstanden ist und für das Dirk Von Lowtzow, Andreas Spechtl und Marion Brasch ihre Stimmen beigesteuert haben, konnten Berliner im vergangenen Dezember bei einem Auftritt im Hebbel-Am-Ufer gewinnen – es muss wohl magisch gewesen sein, raunt man sich bis heute zwischen Mitte, Friedrichshain und Neukölln zu.
Umso mehr freuen wir uns mit “Geister” nun einen ersten Song aus dem Album für alle erlebbar zu machen. Ein Song, der die aktuelle Gefühlslage sehr gut transportiert. Wie heißt es im Text so passend: „Wie soll ich Dir das beschrieben? Ich kann nicht tanzen. Ich warte nur. In einem Saal aus Stille. Hier treiben Geister ihren Tanz gegen die Uhr!“
Im zugehörigen Videoclip von Diana Näcke sieht man Masha Qrella im Garten einer Datsche im Osten der Republik auf einer Hollywood-Schaukel hin- und her wippen – ein Bild, bei dem man angesichts der sehnsuchtsvollen Stimmung an Anton Pawlowitsch Tschechow denken könnte; ein Bild, das sehr gut zur aktuellen Situation passt, in der wir alle uns zwar pausenlos Gedanken zur Welt machen, diese auch gerne und vielleicht viel zu oft mit der Welt zu teilen als angebracht empfinden, aber wirklich etwas verändern können wir doch kaum. Aber vielleicht ist das jetzt auch zu resignativ und ich schweige nun lieber und lass mal das Video laufen: “Geister” von Masha Qrella.