Phillip Sollmann “Monophonie” (A-Ton)
Phillip Sollmann
“Monophonie”
(A-Ton / Ostgut)
Oh, Diskrepanz zwischen Beschreiben und Erleben! Die Labelinfo zu Phillip Sollmanns neuem Album liest sich, als stecke hinter „Monophonie“ ein schwer zugängliches Projekt, das nur der Schöpfer selbst erfassen kann:
“Phillip Sollmanns Monophonie – ein Projekt, das sich der Zusammenführung verschiedener Stränge utopischer Musik verschreibt. Sein Ansatz: die Kombination und Rekontextualisierung rarer historischer Instrumente, die im Rahmen der Klangforschung des Wissenschaftlers Hermann von Helmholtz im 19. Jahrhundert entstanden sind, mit selbstentworfenen, mikrotonalen Instrumenten des Komponisten Harry Partch und metallenen Klangskulpturen des Designers Harry Bertoia aus dem 20. Jahrhundert.”
Und wie erstaunlich leicht kommt man doch rein in dieses Werk, das Sollmann alias Efdemin bereits 2016 komponiert und ein Jahr später an der Berliner Volksbühne uraufgeführt hat; Aufführungen auf Kampnagel Hamburg und bei der Ruhrtriennale folgten. Die neun Stücke wurden vom berühmten Ensemble Musikfabrik gespielt, Phillip Sollman selbst war an der von Helmholtz’schen Doppelsirene zugange, einem Gerät, das eher an ein Mikroskop als an ein klangerzeugendes Tool erinnert. Aber man weiß ja, dass Phillip Sollmann ein Tüftler und Bastler ist, der seit vielen Jahren die Grenzen zwischen E- und U-Musik auflöst – als Efdemin eher experimentell und technoid und ja, doch, cluborientiert; unter seinem „echten“ Namen lotet er die Möglichkeiten von Minimal, Neuer Musik und der bereits genannten „utopischen Musik“ mit Akribie und Hingabe aus.
„Monophonie“, das nun auf Tonträger konserviert ein Jahr nach dem Efdemin-Album „New Atlantis“ erscheint, besteht aus reiner Emotion – oder „Just Intonation“, wie die Musikwissenschaft das intuitive Erzeugen von Harmonien nennt. Die ersten Tracks sind minimalistisch to the bone, auf keinen Ton könnte hier verzichtet werden; klar, luzide, bei aller Reduktion total präsent, und wenn man sich drauf einlässt, durchaus psychedelisch. Aber in Sollmann steckt natürlich auch Efdemin, und so entwickelt sich Track by Track ein polyrhythmischer Sog, der sich, kombiniert mit den Klanggebilden von Bertoias Metallstäben und technotypischer Repetition bis zum Schlusstück „Mono“ steigert, der auch ohne gedroppten Bass die reine Hysterie entfacht.
„Monophonie“ hebt tatsächlich alle Schranken auf, bringt die „Ernste Musik“ in den Club beziehungsweise Techno ins „hochkulturelle“ Ambiente und macht klar, dass Arroganz und Ignoranz – auf allen Seiten – niemals angebracht sind.