Record of the Week

David Grubbs „October 19, 2017“

David Grubbs
„October 19, 2017“
(Fire over Heaven)

Im November sollte David Grubbs mit Jan St. Werner in der Hamburger Elbphilharmonie auftreten – leider/wie zu erwarten war, fiel das Konzert aus, und so heißt es hoffen, dass diese vielversprechende Kombi doch noch irgendwann zu bestaunen sein wird. Denn Grubbs, Professor für Musik an der City University of New York, Gitarrist, Buchautor („Records Ruin the Landscape“, „Now That The Audience Is Assembled“), Komponist vieler Film- und Serienmusiken und zuallererst natürlich Gründungsmitglied legendärer Hardcore-/Avantgarde-/Postrock-Bands wie Squirrel Bait, Bastro und Gastr del Sol, liebt es, live zu spielen. Sein Verhältnis zur konservierten Musik ist ambivalent: „Ich habe mal geschrieben, dass es das Problem von Schallplatten ist, dass sie sich nicht verändern. Diese Unveränderlichkeit ist zufällig auch das, was ich am meisten an ihnen liebe. Ich freue mich über die Veröffentlichung dieser Live-Aufnahme von Stücken, die ursprünglich auf den Alben “Creep Mission”, “Prismrose” und “The Plain Where the Palace Stood” erschienen sind, weil sich die Stücke selbst immer wieder verändert haben, besonders wenn sie im Solo-Konzert präsentiert werden. Ich habe mich entschieden, das komplette Set als Einzeltrack zu veröffentlichen, in der Hoffnung, dass es das Gefühl von Kontinuität vermittelt, das ich anstrebe, wenn ich solo spiele.”

So David Grubbs über das jüngst erschienene Live-Album „October 19, 2017“, ein halbstündiges Instrumentalkonzert (recorded at Outpost Artists Resources) ohne Unterbrechungen wie Ansagen, Gesang oder Applaus, das die Veröffentlichung der Platte „Creep Mission“ flankierte. Zu hören ist allein Grubbs auf Lap-Steel- und E-Gitarre, was einen so intimen wie offenen Charakter hat: Die Reduktion auf ein Instrument (ok, zwei) lässt jeden einzelnen Ton umso bedeutsamer erscheinen, gleichzeitig ist genug Raum für Abschweifungen. Der einsam hallende Country-Touch der Stücke von „The Plain Where the Palace Stood“ (Neil Youngs klagendem „Dead Man“-Soundtrack nicht unähnlich) ergänzt in organischer Weise die raga-beeinflussten Tracks wie „The C in Certain“ von „Creep Mission“ und den Ambient-Sound der „Prismrose“-Tracks wie „How To Hear What’s Less Than Meets the Ear“. Grubbs’ Ideal einer sich permanent verändernden Musik erfüllt sich vor allem im Mittelteil ein, wenn „The Bonapartes of Baltimore“ in „A View of Mesa“ übergehen, wenn sich Kontemplation und Noise verschränken. Grubbs’ Kompositionen erweisen sich als elastisch und durchlässig, er selbst als Virtuose seines eigenen Materials.

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