Fasching in der anthroposophischen Selbsthilfegruppe – Die Sache mit der Tellkamp-Doku
ch habe zuerst nur aus Quatsch tatsächlich diese Tellkamp-Doku angeschaltet, weil hier darüber gewitzelt wurde.
Aber das ist ja tatsächlich unfasslich, tragisch und auch leider hoch komisch. Bislang wurde mir in allerhand Ganzseitern in den gedruckten Zeitungen vermittelt, Maron, Susanne Dagen, irgendwo auch Tellkamp seien Intellektuelle, die zumindest „früher“ in diese Richtung (Literatur) was geleistet hätten.
In Wahrheit unterscheiden sie sich in nichts von jedem Opa, der hier bei mir in Treptow vormittags beim Stehcafé einkehrt, um auf die jungen Leute zu schimpfen. Tellkamp erscheint vollends als Charakter aus den „Vollidioten“. Vor Empörung zitternd, völlig von sich eingenommen, als „Autor“, Leserbriefe schreibend, mit der Schreibmaschine, absurd sächselnd, bei einer unverständlichen Fabel über Frösche und Sterne weinend. Das Schlimmste immer: nicht mehr gehört werden. Dass man nicht mehr in die Zeitung darf. Ich werde entwertet! Ja bitte, endlich! Je weniger von dieser „Lebenserfahrung“ noch die Rede ist, desto besser. Am Furchtbarsten aber das zombiehafte Milieu um ihn herum. Häuschen an Hängen, mal ein Kriegerrelief. Deutschlehreroptik. Tonschalen, bunte Holzperlenketten. Vollgerankte Fenster, hinter denen aus Wut Kleinverlage gegründet werden. Man scheint eingefroren in einer Zeit, aber in welcher? Jedenfalls streicht man über die Buchrücken — alles sehr wichtig. Zauberworte: intellektuell, Literatur, Gefühl. Am Ende weint Tellkamp über seine Geschichte vom Frosch und dem Stern.