Club der Ewigkeiten: Jaki, Köln
Nicht alle Menschen mögen Tänzer_innen sein, aber das soziale Bedürfnis mit anderen zusammen zu kommen, das teilen wir doch fast alle. Clubs kam dabei schon immer eine zentrale Rolle zu, gerade da sie nicht nur den einen Möglichkeitsraum offerieren, sondern derer multiple. Sie sind zugleich Ort für scheinbar sinnlosen Smalltalk als auch intellektuelle Debatten, bieten dunkle Ecken für viele Gefühle und überfrequentierte Toiletten für andere Bedürfnisse – und nicht zuletzt die Tanzfläche als jenen magischen Ort, an dem alle und alles zusammen kommt, um ein ganz besonderes Bündniss auf Zeit einzugehen. Oder um es anders auszudrücken, es gibt so gut wie nichts, was man nicht im Club machen kann. Und natürlich gilt noch immer die alte Regel: Was im Club passiert, das bleibt im Club.
In Zeiten von Corona/Covid-19 operieren die Clubs in einem Klima unendlicher Unsicherheit. Mit “Club der Ewigkeiten” (betitelt nach dem Track von DJ Koze) wollen wir in den kommenden Wochen ein klein wenig von der Liebe zurückgeben, die wir in ihnen erfahren durften. Bisherige Episoden:
– Good Room, Brooklyn
– Gewölbe, Köln
– Robert Johnson, Offenbach
– Dusk Camp, Los Angeles
– About Blank, Berlin
– Hott Mass, Pittsburgh
Das Jaki ist mit Abstand der jüngste Club, den wir euch im Rahmen der “Club der Ewigkeiten”-Serie vorstellen. Es ist gerade mal acht Monate her seitdem der Keller des Kölner Stadtgarten unter den Argusaugen von Namensvetter Jaki Liebezeit (der auf einem Bildschirm neben der Eingangstür auf ewig trommelt) wieder bespielt wird. Andererseits steht das Jaki natürlich auf legendären Fundament – jenem des Studio 672, das unter anderem die für Kölns Elektronische Musikszene Identitätsstiftende “Total Confusion”-Partyreihe beherbergte.
Wir freuen uns, dass neben den drei Machern des Jaki – Søren Siebel (Booker), Magnus von Welck (Booker) und Dogan Dolff (Clubleitung) – noch fünf weitere Mitarbeiter_innen des Jaki Teams sich die Zeit genommen haben, um ihre Corona-Gedanken, schöne Jaki-Erinnerungen und persönliche Lieblingsmusik mit uns zu teilen.
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Søren Siebel (Co-Founder, Booker), Magnus von Welck (Co-Founder, Booker) und Dogan Dolff (Clubleitung)
Seit wann gibt es das Jaki?
Der JAKI Klub ist Teil des Kölner Stadtgartens und wurde Anfang Oktober 2019 eröffnet. In der Eröffnungswoche haben dann unter anderem Jonas Burgwinkel, Drums Off Chaos, No Obi No Insert und Mama Snake bei uns gespielt. Diese Abende waren der Startschuss für eine bisher äußerst spannende Zeit, in der wir zwischen Jazz-Konzerten und Clubnächten immer wieder auch versucht haben Grenzen auszuloten und herauszufinden was Contemporary Clubculture eigentlich alles sein kann.
Gibt es sowas wie eine Clubphilosophie in drei Sätzen?
A platform for the complexity of contemporary music. A meeting point for the local and international scene. A place for exchange between genres, cultures and contexts. Uns war es trotz des Anspruches einen Safe Space zu schaffen, auch wichtig, aktiv gegen die Gatekeeping-Problematik vorzugehen, um eben auch den besagten Austausch zwischen Menschen und Musik zu ermöglichen.
Ich weiß, keine leichte Frage, aber gibt es in der Geschichte des Clubs eine Nacht, die euch besonders in Erinnerung geblieben ist – und wenn ja, warum?
Eigentlich die komplette Eröffnungsphase, weil wir da gesehen haben, dass unser Konzept einen Nerv getroffen hat. Einige legendäre Nächte gab es sicherlich bei unserer Tom-Tom Club Reihe, welche jeden Samstag lokalen DJs eine Platform bietet und bei der wir keinen Eintritt verlangen, zum Beispiel mit Jan Schulte & DJ Neewt, Hulk Hodn & Twit One, Marijana & Lucas Croon, Rita Retarded & Gian, Keshavara & Hermes, Jules & Phillip Jondo, C’mone, Carla Kaspari und vielen mehr. Auch bei unseren extern kuratierten Club–Freitagen wie Club Heart Broken, Cologne Sessions, Baka Gaijin und vielen mehr gab es bereits einige Programm-Highlights wie Puce Mary, Zuli, Nada El Shazly, Calibre, Awesome Tapes From Africa, Parrish Smith, Tama Sumo, Afrodeutsche und Roman Flügel.
Könnt ihr euch erinnern, wann ihr das erste Mal von Corona gehört habt?
Wahrscheinlich wie die meisten anderen auch, irgendwann Anfang des Jahres.
Ab welchen Zeitpunkt war euch bewusst, dass es sich auf Eure Arbeit im Club auswirken wird?
Relativ früh. Trotz der anfänglich schwierig einzuschätzenden Auswirkungen, war uns schon sehr früh klar, dass vor allem die Veranstaltungs- und Kulturbranche, als einer der potentiell höchsten Risikobereiche für die Ausbreitung des Virus gelten würde.
Wie empfindet ihr bislang die Hilfe, die Euch von Seiten der Behörden zukommt?
Das ist schwierig zu beantworten. Die Hilfen haben uns und vielen anderen Clubs sicherlich geholfen, allerdings gibt es da auch Nachbesserungsbedarf, um alle nachhaltig unterstützen zu können. Viele Clubs stehen gerade am Rand ihrer Existenz und würden ohne private Spenden nicht überleben können. Dazu kommt natürlich, dass in unserer Branche viele Menschen arbeiten, die geringfügig beschäftigt sind und für die die Kurzarbeiterregelung keine Anwendung findet. Ohne Einnahmen fehlen uns auch die Mittel sie aufzufangen. Da würden wir uns ein branchenspezifisches Lösungskonzept wünschen, auch wenn wir natürlich wissen, dass ja alle Bereiche und Menschen von der Situation überrascht wurden und so gut wie möglich versucht wurde zu reagieren. Nur jetzt ist halt der Zeitpunkt detaillierter nachzubessern.
Gibt es viel Kommunikation mit den Besucher_innen des Jaki? Bekommt ihr viele Nachrichten?
Generell versuchen wir uns vor allem viel vor Ort mit unseren Gästen auszutauschen. In der Corona-Zeit hat sich das etwas ins digitale verschoben, aber auch deutlich reduziert.
Gibt es Streams aus dem Club?
Wir haben eine Zeit lang Streams im Rahmen unseres Tom-Tom Clubs gemacht. Uns aber mittlerweile davon verabschiedet, da zum einem seit knapp drei Wochen Gäste jeden Donnerstag, Freitag und Samstag spannende Konzerte und DJs in unserem neuen “Green Room” unter freiem Himmel erleben können.
Zum anderen haben wir selber gemerkt, dass wir DJ-Streams eigentlich relativ uninteressant finden, auch weil es doch etwas anderes als ein Radio-Mix oder Set ist. Deswegen haben wir irgendwann damit aufgehört und finden das auch nicht repräsentativ für JAKI Club Nächte.
Es ist natürlich sehr früh für Ableitungen, aber rechnet ihr denn damit, dass sich das Clubleben nach dem Überwinden wesentlich vor jenem davor unterscheiden wird? Wenn ja, inwieweit?
Wir glauben, dass man hier unterscheiden muss. Auf der einen Seite stehen ja die behördlichen Auflagen, welche es unserer Meinung definitiv geben wird. Wie genau diese aussehen werden, ist zu diesem Zeitpunkt natürlich reine Spekulation. Nichts desto trotz werden diese aber Auswirkungen auf das Feiern und die Wahrnehmung von Kultur und Musik haben. Auf der anderen Seite stehen natürlich unsere Gäste. Auch hier werden sich Auswirkungen bemerkbar machen, unabhängig davon, dass die meisten unserer Gäste und Freunde, das Clubleben extrem vermissen. Denn das Miteinander wird bestimmt ein anderes und wir werden uns alle sicher erst mal alle etwas erholen müssen. Nichtsdestotrotz überbrücken wir jetzt erst mal die Zeit mit Listening Sessions in unserem schönen open air space “Green Room” und freuen uns natürlich schon wie wild auf ein Re-Opening des JAKIS – hoffentlich noch in diesem Jahr.
Lieblingstrack Søren Siebel: Ty “Like you never” („RIP my old friend“)
Lieblingstrack Magnus von Welck: Victor Romeo “Ride The Ride Rhythm”
Lieblingstrack Dogan Dolff: Cassegrain “Trappist (The Mover Remix)”
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Caroline dos Santos
Bar
Gibt es in der Geschichte des Clubs eine Nacht, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Eine explizite Nacht fällt mir so nicht ein, da es immer wieder Abende gibt die auf ihre Weise Eindruck hinterlassen haben. Wir sind ein cooles Team und haben Spaß bei der Arbeit, von daher gibt es viele Erinnerungen die ich gesammelt hab.
Wie verbringst Du die derzeitige Coronaphase?
Ich lerne für die Uni und verbringe die “gewonnene” Zeit an der frischen Luft zum hinterfragen mancher Dinge.
Lieblingstrack: Black Sun Empire “Don’t You”
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Christian S
Design, DJ
Gibt es in der Geschichte des Clubs eine Nacht, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Die Nacht im Dezember als ich mit Waltraud Blischke aufgelegt habe, wird mir auf jeden Fall in guter Erinnerung bleiben. Ansonsten ist die Location natürlich sehr geschichtsträchtig. Als JAKI noch Studio 672 hieß, habe ich ab 1998 hin und wieder dort aufgelegt, war auf unzähligen Veranstaltungen und habe auch das Grafik-Design für die damalige Partyreihe Total Confusion gemacht. In der noch recht jungen JAKI Geschichte gefällt mir vor allem, dass wirklich ein gänzlich neuer, frischer und musikalisch offener Ort entstanden ist.
Wie verbringst Du die derzeitige Coronaphase?
Am Strand.
Lieblingstrack: DJ Wey “Emily”
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Abou Sow
Garderobe
Gibt es in der Geschichte des Clubs eine Nacht, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Die Neueröffnung fand ich schön. Die erste Nacht wird in Erinnerung bleiben. Der Club war monatelang wegen Bauarbeiten geschlossen. Es gibt eine große Auswahl an Veranstaltungen. Ich finde die Idee mit dem freien Eintritt an den Samstagen gut. Es zieht mehr Leute in den Club.
Eine gute Sache ist auch, dass beinahe alle Musikrichtungen vertreten sind.
Wie verbringst Du die derzeitige Coronaphase?
Am Anfang der Corona Phase war es sehr schlimm für mich. Ich konnte die Leute, die ich in dem Club kennenlernte, nicht mehr sehen.
Mittlerweile ist die Lage nicht mehr so schlimm. Die Menschen dürfen sich wieder verabreden.
Lieblingstrack: Michael Jackson “Heal the World”
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Christine Eitel
Außenkommunikation
Gibt es in der Geschichte des Clubs eine Nacht, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Da ich erst seit Beginn der Corona-Phase mit dabei bin, gibt es noch keine besonderen Erinnerungen. Umso mehr freue ich mich auf all die zukünftigen Nächte und Geschichten!
Wie verbringst Du die derzeitige Coronaphase?
Langsam entspannt sich die Lage ja etwas. Ich versuche trotzdem vorsichtig zu sein, freue mich aber auch neben kochen, Pflanzen züchten und Spazierengehen, wieder mehr Abwechslung im Alltag zu haben.
Lieblingstrack: Regina Spektor “Us”
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Raban Rzany
Tontechnik
Gibt es in der Geschichte des Clubs eine Nacht, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Nein, es gibt sehr sehr viele Nächte die mir besonders in Erinnerung geblieben sind! Besonders die der “D:frnt”. Highlight war allerdings der Auftritt von Lugatti&9nine im Rahmen der Cologne Music Week. Der Club war randvoll, die Stimmung war aufgeladen und die Energie unbeschreiblich.
Wie verbringst Du die derzeitige Coronaphase?
Kochen, Netflix, gelegentlich ein Stream auf Dringeblieben.
Lieblingstrack: YG & Nipsey Hussle “Fuck Donald Trump”
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