KLAENG Festival – Stadtgarten Köln –  15.3.-17.3.2024

“Am Ende zählt die Qualität der Musik und nicht das Genre”

Copyright KLAENG Festival

Vom 15. bis 17. März findet im Kölner Stadtgarten die 2024-Edition des KLAENG Festivals statt. KlAENG-Mitbegründer Tobias Hoffmann war im Vorfeld so freundlich ein paar kapute Fragen zu beantworten. 

Hinter Eurem 2009 gegründeten KLAENG Jazzkollektiv standen ursprünglich gleich sechs hervorragende Musiker: Frederik Köster, Robert Landfermann, Tobias Hoffmann, Pablo Held, Jonas Burgwinkel und Sebastian Gille (wobei Pablo Held und Frederik Köster, mittlerweile nicht mehr dabei sind, richtig?).
Wie kam es zu Eurem Verbund?

Tobias Hoffmann: Die ursprüngliche Besetzung 2009 waren Frederik Köster, Robert Landfermann, Tobias Hoffmann, Pablo Held, Jonas Burgwinkel, Niels Klein und Tobias Christl. Wir waren damals ein Kreis von Musikern, die ohnehin viel miteinander zu tun hatten, musikalisch, teils organisatorisch für kleinere Kölner Konzertreihen und natürlich auch in persönlicher Freundschaft. Die Idee war dann, diese Kräfte zu bündeln, der Sache einen Namen zu geben und gemeinsam etwas für die Kölner Szene und natürlich auch für uns zu schaffen. Inspiration war damals beispielsweise das zu dieser Zeit aktive Berliner Kollektiv, natürlich auch die Initiative Kölner Jazz Haus und, wahrscheinlich am wichtigsten, der naive Traum vom eigenen Festival und eigenen Label.

Was sind die wichtigsten Ziele, die ihr mit Klaeng verbindet?

Wir haben uns nie zusammen gesetzt und langfristige Ziele formuliert. Ein eigenes Festival und ein eigenes Label waren zu Beginn unser Traum. Das haben wir nach und nach aufgebaut und im Prozess haben wir viel gelernt, viele Entscheidungen im Moment gefällt. Ich würde sagen, Klaeng ist nicht so sehr, was wir wollen, als vielmehr das, was wir sind. Und so sieht man vielleicht im Rückblick einige Dinge, die uns immer wichtig waren: qualitativ hochwertige Musik, stilistische Offenheit, die Sichtbarkeit der Kölner Szene stärken und eine warme, familiäre Atmosphäre schaffen. Ich bin auch stolz darauf, auch wenn es banal klingt, dass wir einfach vielen Musiker*innen einen bezahlten Job geben konnten.

Nun fällt natürlich sofort auf, dass ihr sehr Männerlastig aufgestellt seid. Wie kommt es, dass abseits der Geschäftsführung, die Lisa Burgwinkel unterhält, keine Frau bei künstlerisch tiefergehend bei KLAENG involviert ist? (auch hier bitte mich korrigieren, wenn ich da was falsch wahrnehme).

Als wir das Kollektiv 2009 gegründet haben, waren wir noch Studenten und zugegebenermaßen sehr naiv. Wir hatten damals nicht die Reife und den Weitblick, die Besetzung des Kollektivs anders zu gestalten. In den folgenden Jahren haben wir uns bemüht, in der Programmgestaltung Diversität zu repräsentieren. Umbesetzung und/oder Erweiterung des Kollektivs ist seit vielen Jahren ein heiß diskutiertes Thema bei uns. Nach dem Ausstieg von Frederik und Pablo steht ein Umbruch an. Jetzt sind wir für die momentane Festival-Ausgabe zu viert, aber es muss Veränderungen in der Zukunft geben, da sind wir uns einig.

Ihr bezeichnet Euch selbst als Jazzkollektiv. Wie wichtig ist Jazz als Genreüberbegriff für das, was ihr Euch klanglich zusammen vorgenommen habt?

Wir haben uns alle beim Studium von Jazz/improvisierte Musik an der HfMT Köln kennengelernt. Aber der Begriff Jazz ist im Kollektiv immer mehr in den Hintergrund getreten. Es spielen Künstler:innen auf unseren Festivals, die von sich sagen, sie spielen Jazz. Wir sind aber kein Jazz Festival, stilistisch deutlich breiter gefächert. Und am Ende zählt die Qualität der Musik und nicht das Genre.

Hört man sich Eure jeweiligen Veröffentlichungen an, so zeigen sich doch auffällig unterschiedliche Jazzausrichtungen. Wie diskursiv hat man sich Eure Zusammen treffen vorzustellen?

Tatsächlich sind unsere Treffen sehr harmonisch, sehr freundschaftlich, mit viel gegenseitigem Respekt. Wir kennen uns ja mittlerweile sehr gut. Am Anfang hat es vielleicht noch die ein oder andere Grundsatzdiskussion gegeben, aber seit vielen Jahren sind wir alle sehr entspannt und wissen, dass wir einander vertrauen können. Aufgabengebiete sind klar und gut verteilt und jeder ist auch bereit, mal einen Schritt aufeinander zuzumachen

Anlass unseres Interviews ist das im März stattfindende jährliche KLAENG Festival, das neben dem Open-Air-Festival SummerKLAENG und Eurer regelmäßigen KLAENG-Konzertreihe im Kölner Stadtgarten, die Basis Eurer Liveaktivitäten darstellt. Das Programm an den drei Tagen ist umfangreich und stilistisch vielseitig. Wie hat man sich die Herangehensweise an die Programmierung vorzustellen? Dürfen alle Kollektivmitglieder einzelne Positionen beisteuern oder basiert das Gesamtprogramnm auf einem Diskurs aller?

Das Klaeng Festival ist seit jeher das Herzstück unseres Kollektivs, wobei SummerKlaeng sich auch recht schnell zu einer sehr wichtigen Säule entwickelt hat. Die Konzertreihe liegt momentan auf Eis. Die Programmierung des Festivals geschieht gemeinsam. Es werden Vorschläge gemacht, Listen geführt, Musik gehört und dann probieren wir ein schönes Programm zusammenzustellen. Das hängt natürlich neben unseren eigenen Wünschen auch von der Verfügbarkeit der Künstler*innen und dem Budget ab.

Neben den Liveaktivitäten betreibt ihr mit KLAENGrecords auch ein Label. Wie empfindet ihr die Labelarbeit im Längsschnitt Eurer Kollektivaktivitäten? Würdet ihr sagen, dass Veröffentlichungen 2024 noch so wichtig für die Positionierung von Musiker:innen sind wie sie es 2009 waren, als ihr angefangen habt?
Inwieweit wirken sich die veränderten Rahmenbedingungen der Musikindustrie auf Eure (ja generell sehr künstlerisch geerdete) Labelarbeit aus?

Das Label wurde 2013 gegründet, einfach aus dem Impuls heraus, dass es “cool” wäre, ein eigenes Label zu haben. Manche von uns haben es für ihre Veröffentlichungen genutzt, andere gar nicht. Ein Großteil der Klaeng-externen Veröffentlichungen sind von engen Kolleginnen und Kollegen, unseren Freundinnen und Freunden, denen wir das Label als Plattform anbieten. Das Label arbeitet nicht profitorientiert, alle Gewinne gehen an die Künstler, unsere Arbeit ist ehrenamtlich. Wir sehen uns nicht als Teil der Musikindustrie, eher als Alternative, wobei das auch schon zu schwerwiegend klingt. Es ist einfach eine Möglichkeit Musik zu veröffentlichen. Und das alles nach den eigenen Vorstellungen, aber auch auf eigene Kosten und die eigene Verantwortung.

KLAENG Festival
Stadtgarten Köln, 15.3.-17.3.2024

2024 auftretende Künstler:innen: 

Sanem Kalfa Miraculous Layers
„Ansässig in Amsterdam, geboren in Trabzon an der türkischen Schwarzmeerküste, verknüpft Sanem Kalfa folkloristische Wurzeln mit Jazz, Chanson, Pop und Improvisierter Musik zu einer emotionsgeladenen Reise ins Innere.“ (Website Stadtgarten)

James Oesi Solo
„Der wuchtige Klangkörper des Kontrabasses wird unter den Händen von James Oesi zum leichtfüßig-eleganten Erzähler – beheimatet sowohl in der Klassik als auch in anderen Musikstilen, im Jazz wie in der Improvisierten Musik.“ (Website Stadtgarten)

Malaby / Dumoulin / Ber
„Malaby, Dumoulin und Ber sind Künstler und Klangforschende, Abenteurer und Entdecker mit einem herrlichen Hang zum Spielerisch-Verspielten. Musik als Reise in ein imaginäres Territorium, Klänge aus Fluss, Impulsen, Texturen, Winkeln, Erinnerung, Drehungen, Entfernungen, Absichten, Ausdehnungen, Verzögerungen, Geschwindigkeiten.“ (Website Stadtgarten)

Dell-Lillinger-Westergaard feat. Bob Degen
„Auf der Suche nach neuer Musik bewegt sich das Trio Dell-Lillinger-Westergaard im Spannungsfeld von zeitgenössischer Musik, Experimental und Avantgarde-Jazz.“ (Website von Christopher Dell, Christian Lillinger und Jonas Westergaard)

Christian Wallumrød Ensemble
„Im Zentrum aller Schnittlinien des Festivals ist das Ensemble des norwegischen Pianisten und Komponisten Christian Wallumrød zu erleben. Wallumrød gilt als einer der wichtigsten lebenden Improvisatoren und Komponisten.“ (Website Stadtgarten)

Wallis Bird Solo
„Expressiver Gesang, mal zart, mal aufbegehrend, immer pur und unverstellt, treibende Rhythmen und ein außergewöhnlicher Gitarrenstil: Das sind die Markenzeichen von Wallis Bird.“(„Die Siegessäule“)

Joey Baron & Robyn Schulkowsky Duo
Was Joey Baron und Robyn Schulkowsky auf ihrem umfänglichen Schlagwerk an Rhythmen, Stimmungsbildern und rein perkussiv erzählten Geschichten darbieten, grenzt nicht nur im ersten Moment an pure Magie.“ (Website Stadtgarten)

Kaja Draksler Solo
„Dabei gibt es durchaus die Schnittmenge von Jazz, frei improvisierter Musik, Klassischer Moderne und Neuer Musik; wobei man mitunter folkloristische „Fetzen“ wahrnimmt, ein anderes Mal Spuren von Thelonious Monk oder im nächsten Augenblick Ravel, Nono, Messiaen – bevor Kaja Drakslers Klavier auch schon einmal die Glockenschläge einer Standuhr nachbildet, geheimnisvoll und beunruhigend, gleichsam aus dem Fantasiereich eines Edgar Allan Poe.“ (Website Stadtgarten)

Mirna Bogdanović Group
„Klassik und Impressionismus, Jazz und Fusion, Indie-Pop und diverse elektronische Spielformen ergänzen sich zu intensiven Klanggedichten.“ (Website Stadtgarten)

Verlagssitz
Kaput - Magazin für Insolvenz & Pop | Aquinostrasse 1 | Zweites Hinterhaus, 50670 Köln | Germany
Team
Herausgeber & Chefredaktion:
Thomas Venker & Linus Volkmann
Autoren, Fotografen, Kontakt
Advertising
Kaput - Magazin für Insolvenz & Pop
marketing@kaput-mag.com
Impressum – Legal Disclosure
Urheberrecht /
Inhaltliche Verantwortung / Rechtswirksamkeit
Kaput Supporter
Kaput – Magazin für Insolvenz & Pop dankt seinen Supporter_innen!